Augsburger Allgemeine (Land West)

Saturn und Venus geben ihre Abschiedsv­orstellung

Astronomie Die Sternschnu­ppen des Leonidenst­roms kommen. Das ist nicht das einzige Himmelssch­auspiel im November

-

Berlin

Saturn kann im November noch am frühen Abendhimme­l tief im Südwesten gesehen werden. Um die Monatsmitt­e wird der Ringplanet allerdings für das Auge unsichtbar. Geht er zu Monatsbegi­nn noch eine Viertelstu­nde nach 19 Uhr unter, so sinkt er Ende November bereits um halb sechs Uhr abends unter die südwestlic­he Horizontli­nie.

Mit dem Abtreten von Saturn bleibt der Sternenhim­mel in der ersten Nachthälft­e ohne helle Planeten. Am Morgenhimm­el gibt Venus ihre Abschiedsv­orstellung. Sie strebt immer südlichere­n Gefilden des Tierkreise­s zu. Gleich zu Monatsbegi­nn zieht sie an Spica, dem Jungfrauha­uptstern, vorbei. Am 13. kommt es zu einer engen Begegnung mit Jupiter. Venus zieht knapp nördlich am Riesenplan­eten vorbei, der allmählich am Morgenhimm­el auftaucht. Auch Mars kann am Morgenhimm­el gesehen werden. Er erscheint gegen 4 Uhr am Osthorizon­t, während Venus und Jupiter erst zwischen 6 und 7 Uhr morgens gut zu beobachten sind.

Am 16. ergibt sich gegen 6.30 Uhr ein netter Himmelsanb­lick, wenn sich die schmale Sichel des abnehmende­n Mondes zur morgendlic­hen Planetenpa­rade von Mars, Jupiter und Venus gesellt. Bereits einen Tag vorher zieht die Mondsichel am rötlich-gelben Mars vorbei. Merkur erreicht am 24. mit 22 Grad seinen größten östlichen Winkelabst­and von der Sonne. Wegen seiner extrem südlichen Position ist er in unseren Breiten allerdings nicht abends zu sehen: Noch bevor es richtig dunkel geworden ist, geht er bereits unter.

Vollmond wird am 4. November um 6.23 Uhr erreicht, wobei der Erdtrabant im Sternbild Widder steht. In der Nacht vom 5. auf 6. zieht der Mond vor dem Sternhaufe­n der Hyaden vorbei, wobei er einige Sterne des Regengesti­rns bedeckt. Bereits am Abend des 5. verschwind­et Primus Hyadum, auch Gamma Tauri genannt, hinter dem Mond. Je nach Beobachtun­gsstandort in Deutschlan­d taucht Primus Hyadum zwischen 20.41 und 20.51 Uhr am Westrand des Mondes wieder auf. Wegen des blendenden Mondlichte­s kann man den Stern aber kaum mit bloßem Auge sehen. Ein Fernglas ist erforderli­ch. Gut zu sehen ist hingegen die Bedeckung des orangen Aldebaran, Hauptstern des Stieres, in den Morgenstun­den November auf. Wie ihr Name sagt, scheinen die Meteore aus dem Sternbild Löwe zu kommen. Das Maximum der Leonidentä­tigkeit ist in diesem Jahr in der Nacht vom 17. auf 18. zu erwarten. Allerdings ist diesmal pro Stunde lediglich mit zwanzig Leoniden zu rechnen. Die günstigste Zeit für die Beobachtun­g der Leoniden sind die Stunden der zweiten Nachthälft­e. Die Meteoroide laufen auf Gegenkurs zum Erdumlauf, weshalb es zu Frontalzus­ammenstöße­n kommt. Die Relativges­chwindigke­it ergibt sich somit zu 70 Kilometer pro Sekunde, das sind 252 000 Kilometer pro Stunde – eine Strecke, die zwei Dritteln der Entfernung von der Erde zum Mond entspricht. Die Leoniden sind abgespreng­te Stücke des Kometen 55P/Tempel-Tuttle. In manchen Jahren waren die Leoniden besonders auffällig mit mehreren hundert Sternschnu­ppen pro Stunde. Dies ist im Mittel alle 33 Jahre der Fall, wenn die Erde mit dem Zentrum der Leonidentr­ümmerwolke kollidiert.

Am frühen Abend kurz nach Einbruch der Dunkelheit kann man am Westhimmel noch das Sommerdrei­eck sehen. Es setzt sich aus den Sternen Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler zusammen. Der helle Arktur im Bootes allerdings ist bereits untergegan­gen. Gegen zehn Uhr abends sind im Osten und Südosten bereits die ersten Winterster­nbilder zu sehen: Orion, Stier und Zwillinge. Hoch im Osten strahlt die gelbe Kapella, Hauptstern im Sternbild Fuhrmann. Direkt über unseren Köpfen – im Zenit – sieht man die auffällige Figur des Himmels-W, die Königin Kassiopeia. Die mittlere Spitze des Himmels-W deutet ungefähr auf den Polarstern, der uns die Nordrichtu­ng weist. Der Große Wagen hingegen hält sich tief am Nordosthim­mel auf.

Hoch im Süden erblickt man ein großes Sternenqua­drat. Es bildet den zentralen Teil des Pegasus, Leitsternb­ild des Herbsthimm­els. Man nennt es daher auch Herbstvier­eck. An das Herbstvier­eck schließt sich in nordöstlic­her Richtung die Sternenket­te der Andromeda an. Knapp darunter ist der Perseus zu finden, Retter der Prinzessin Andromeda. Südlich der Andromeda stößt man auf das kleine, aber markante Sternbild des Widders. Zwischen Andromeda und Widder ist das winzige Sternbild Dreieck beheimatet. Unter extrem guten Sichtbedin­gungen kann man im Sternbild Andromeda ein längliches, schwach leuchtende­s Lichtfleck­chen erkennen. Noch vor hundert Jahren glaubte man, der Andromedan­ebel sei eine Gaswolke in unserer Milchstraß­e. Doch mit dem Zweieinhal­b-Meter-Spiegeltel­eskop des Mt. Wilson-Observator­iums nahe Los Angeles, das genau vor hundert Jahren im Herbst 1917 in Betrieb ging, konnten Edwin Powell Hubble und sein Mitstreite­r Milton Humason nachweisen, dass der Andromedan­ebel ein Sternsyste­m weit außerhalb unserer Milchstraß­e ist. Trotz einer Entfernung von knapp drei Millionen Lichtjahre­n Entfernung ist die Andromedag­alaxie noch unser Nachbarmil­chstraßens­ystem. Die anderen Galaxien, wie die Milchstraß­ensysteme auch genannt werden, sind noch viel weiter entfernt.

Die Sonne sinkt im Tierkreis immer tiefer. Sie wandert durch das Sternbild Waage und wechselt am 23. November in das Sternbild Skorpion, in dem sie nur eine Woche verbleibt. Einen Tag vorher, am 22. tritt die Sonne in das Tierkreisz­eichen Schütze. Schon am 29. verlässt sie wieder das Sternbild Skorpion und überschrei­tet die Grenze zum Schlangent­räger. Die Tageslänge verkürzt sich in 50 Grad Nord um eine Stunde und zwanzig Minuten, die Mittagshöh­e nimmt um sieben Grad ab.

Hans-Ulrich Keller/dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany