Augsburger Allgemeine (Land West)
„Die Kutte sieht wahnsinnig cool aus“
Interview Maximilian Brückner spielt Martin Luther im ZDF-Film „Zwischen Himmel und Hölle“. Was der TV-Star mit Religion anfangen kann und wie er sich der Rolle als Reformator näherte
Herr Brückner, Sie verkörpern Martin Luther im Historien-Drama „Zwischen Himmel und Hölle“, das zum Reformationsjubiläum läuft. Welcher Konfession gehören Sie an?
Ich bin katholisch. Als ich zum Casting gegangen bin, habe ich fast nicht geglaubt, dass ein bayerischer Katholik ernsthaft für die Rolle infrage kommt. Aber es hat geklappt, und ich bin sehr froh darüber.
Maximilian Brückner:
Welche Rolle spielt Religion in Ihrem Leben?
Brückner:
Ich glaube an etwas – ob das unbedingt der christlichen Norm entspricht, ist eine andere Sache. Ich bin mit manchen Dingen in der Kirche gar nicht einverstanden. Was ich an Religion mag, ist der hohe Stellenwert von Gemeinschaft und Nächstenliebe. Und ich gehe gerne in Kirchen, weil sie zu den wenigen
Brückner:
Es geht darum zu zeigen, dass Luther die Kirche nicht im Alleingang reformiert hat. Der Film erzählt die Geschichte von drei jungen Leuten, die die Welt verändern wollten – Martin Luther und seine beiden Mitstreiter Andreas Bodenstein und Thomas Müntzer. Sie waren nicht die Ersten, sie kamen bloß zur richtigen Zeit. Luther wäre heute nicht so bekannt oder vielleicht auch hingerichtet worden wie Jan Hus im Jahrhundert zuvor, wenn die Zeit nicht reif gewesen wäre.
Haben Sie versucht, sich Luther optisch anzugleichen?
Ich habe ein bisschen zugenommen, er war ja etwas runder, und deshalb habe ich eine Zeit lang mehr gegessen als üblich. Dann haben wir meine Haare so frisiert, dass mein Gesicht breiter wirkte. Außerdem wurden die Zähne von uns Schauspielern künstlich verdreckt, was ich super fand. Es ist schlimm, wenn die Darsteller in historischen Filmen ihre blendend weißen Hollywoodzähne in die Kamera halten.
Brückner:
Haben Sie Luthers Wirkungsstätten aufgesucht?
Nein, die sind ja auch nicht mehr originalgetreu erhalten. Die Wartburg hat mit der damaligen Zeit gar nichts zu tun. Ich war froh, dass wir in Tschechien gedreht haben, da musste man nicht ganze Straßenzüge umbauen, das ist an den entsprechenden Stellen viel authentischer, als es die Wartburg heute ist. Man geht dort durch Dörfer und Straßen und fühlt sich wie in dieser Zeit – ich musste nur die Kutte anlegen, und es funktionierte sofort.
Brückner:
Sie meinen Luthers berühmte Mönchskutte, die fest zu unserem Bild vom Reformator gehört …
Die fand ich übrigens superbequem. Ein bisschen kalt vielleicht, aber mit Unterwäsche ging es. Es ist ein interessantes Kleidungsstück – so eine Kutte ist schnell angezogen, und man muss sich nicht lange überlegen, was man wie kombinieren könnte. Sie hält auch Wasser ab, weil sie aus festem Stoff ist, und optisch sieht sie mit der Kapuze wahnsinnig cool aus, finde ich.
Brückner:
Einige Szenen in dem Film wirken relativ gegenwärtig – unter anderem fällt der Satz: „Das ist doch irre.“Sprachen die Leute damals so?
Was speziell diese Formulierung betrifft, weiß ich es nicht. Lustigerweise gibt es Wörter, die für uns völlig modern wirken, die haben die Menschen damals aber gesagt. Wir haben im Film auf jeden Fall versucht, unser heutiges Deutsch der Sprache von damals anzupassen, ohne dass es zu altbacken wirkt.
Interview: Cornelia Wystrichowski
Brückner: