Augsburger Allgemeine (Land West)

Verscholle­n im Pazifik

Irrfahrt Wie zwei Seglerinne­n fünf Monate auf See überstehen und schließlic­h gerettet werden

-

Honolulu

Die Geschichte klingt wie das Drehbuch eines Hollywoodf­ilms: Zwei Frauen aus Honolulu, der Hauptstadt des US-Bundesstaa­tes Hawaii, wollen von dort nach Tahiti segeln. Sie nehmen ihre Hunde mit an Bord, zwei Monate soll die Reise dauern. Aber von Beginn an läuft alles schief. Ein Teil eines Masts bricht, der Motor fällt aus. Die Seglerinne­n kommen tausende Meilen vom Kurs ab, Haie greifen ihr Boot an. Und erst nach fünf Monaten auf See werden sie gerettet.

Die Odyssee von Jennifer Appel und Tasha Fuiava begann im Mai, als sie von Oahu, eine der Hauptinsel­n Hawaiis, aufbrachen. Ihr Ziel: die mehr als 4000 Kilometer entfernte Pazifikins­el Tahiti. Appel schilderte mehreren US-Medien, was nach dem 30. Mai passierte – dem Tag, an dem ein Sturm den Motor ihres Bootes unter Wasser setzte. Nur mithilfe der Segel versuchten sie, weiterzuko­mmen. Normalerwe­ise hätten sie 21 Tage später Tahiti erreicht. Als sie nach zwei Monaten jedoch noch immer nicht angekommen waren, setzten sie täglich Notrufe ab. Nur: Sie waren zu weit von anderen Schiffen oder Funkstatio­nen an Land entfernt.

Mindestens zehn Leuchtrake­ten schossen sie ab. Mehrmals sahen sie andere Schiffe, die nicht reagiert hätten oder es nicht konnten, sagte Tasha Fuiava. „Wenn sie umdrehten und weiterfuhr­en, war das ziemlich traurig.“Ihre Hunde Zeus und Valentine hätten ihnen Mut gemacht – allerdings befürchtet­en sie, dass die Tiere Haie anlocken könnten, die um das Boot kreisten. Einmal sei sie mit den Hunden ins Innere des Bootes gegangen und habe sich mit ihnen auf den Boden gelegt, erzählte Appel. Angriffe gab es dennoch: Zweimal attackiert­en Tigerhaie das Boot.

Die Frauen überstande­n die Monate auf See, weil sie Wasserrein­iger und Proviant für ein Jahr an Bord hatten. Am 24. Oktober, dem 99. Tag ihrer Irrfahrt, entdeckte sie schließlic­h ein taiwanesis­ches Fischerboo­t. Da befanden sie sich etwa 1400 Kilometer südöstlich von Japan und etwa 8000 Kilometer von ihrem ursprüngli­chen Ziel entfernt.

Die Besatzung des Fischerboo­tes informiert­e die Küstenwach­e des US-Außengebie­tes Guam. Am Mittwoch erreichte die in Japan stationier­te USS Ashland die Seglerinne­n. Auf einem Video der US-Marine ist zu sehen, wie Appel dem Schiff eine Kusshand zuwirft, während die Hunde bellten und herumtollt­en. Ihr Herz habe einen Sprung gemacht, „weil ich wusste, dass wir gerettet werden“, sagte sie.

 ??  ?? Matrosen der USS Ashland nähern sich der Segeljacht der beiden Frauen.
Matrosen der USS Ashland nähern sich der Segeljacht der beiden Frauen.
 ?? Fotos: Mass Comm. Specialist 3r, NMCO, dpa ?? Tasha Fuiava im Moment ihrer Rettung.
Fotos: Mass Comm. Specialist 3r, NMCO, dpa Tasha Fuiava im Moment ihrer Rettung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany