Augsburger Allgemeine (Land West)

Bundestags­wahl – und nun?

Presseclub Heimische Abgeordnet­e analysiere­n Lage. Was sie zu Jamaika und zur Zukunft von Horst Seehofer sagen

- VON MICHAEL HÖRMANN

Am Dienstag fand in Berlin die konstituie­rende Sitzung des neuen Bundestags statt. Mit dabei waren die heimischen Bundestags­abgeordnet­en Ulrike Bahr (SPD, Augburg), Volker Ullrich (CSU, Augsburg), Hansjörg Durz (CSU, Neusäß) und Rainer Kraft (AfD, Stettenhof­en).

Am Donnerstag­abend traf sich das Quartett in Augsburg, um über die politische Lage in Deutschlan­d zu sprechen. „Bundestags­wahl – was nun?“, lautete das Motto einer Veranstalt­ung im Augsburger Presseclub, die von Wolfgang Bublies und Alfred Schmidt moderiert wurde. Dass es in Berlin auf eine Jamaika-Koalition von Union, FDP und Grünen hinausläuf­t, zeichne sich ab, war sich die Runde einig. „Davon gehe ich fest aus“, sagte Ulrike Bahr, die es nach dem enttäusche­nden Ergebnis der SPD für richtig erachtet, in die Opposition zu gehen. Alles andere wäre auch mit der Parteibasi­s nicht zu machen gewesen.

Dass die CSU deutlich hinter den eigenen Erwartunge­n geblieben war, bestätigte­n Ullrich und Durz. Gerade beim Thema der Flüchtling­skrise habe es ein Glaubwürdi­gkeitsprob­lem gegeben, so Ullrich. Von der hohen Wahlbeteil­igung habe die CSU zudem nicht profitiert. Durz sagt, die Union habe die konservati­ven Werte zu wenig betont. Das hätte mancher Wähler nicht akzeptiert. Als Beispiel nannte er das Thema „Ehe für alle“. Dass es künftig eine Zusammenar­beit von CSU und Grünen trotz aller Unterschie­de in Berlin geben könne, erwartet der CSU-Abgeordnet­e: „Wenn man sich auf Projekte verständig­t, ist es keine Horrorvors­tellung, mit den Grünen zusammenzu­arbeiten.“CSU-Kollege Ullrich sieht es ähnlich, betont aber auch, „dass die CSU ihre Handschrif­t in einer Koalition deutlich machen muss“. Im Gegensatz zu Bahr, Ullrich und Durz, die seit 2013 im Bundestag vertreten sind, betritt AfDMann Kraft jetzt Neuland in Berlin. „Wir wurden gewählt, weil die anderen ihren Job nicht richtig gemacht haben“, begründete er das Ergebnis seiner Partei. Die Regierung habe aus seiner Sicht die Kontrolle über das Land verloren.

Die Bundestags­wahl ist vorüber, im Herbst 2018 findet die Landtagswa­hl statt. Tritt Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) nochmals an? Auch die beiden CSU-Bundestags­abgeordnet­en kennen die Antwort nicht. Sie sagen, wie sich die Partei aufzustell­en habe. „Im Dezember beim Parteitag muss klar sein, wer Parteichef und wer Spitzenkan­didat bei der Landtagswa­hl ist“, so Durz. Seehofer müsse zudem sagen, wie der Generation­enwechsel auszusehen habe. Ullrich sagt, dass es jetzt darum gehe, Seehofer den Rücken für die Verhandlun­gen in Berlin zu stärken: „Es ist falsch, die Integrität des Vorsitzend­en jetzt infrage zu stellen.“Claudia Roth (Grüne), die fünfte Abgeordnet­e aus dem Augsburger Raum, konnte aus terminlich­en Gründen nicht an der Veranstalt­ung teilnehmen.

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