Augsburger Allgemeine (Land West)
Was es in Augsburg alles zu kaufen gibt
Wirtschaft Modegeschäfte, Schuhläden oder doch Drogeriemärkte – welche Angebote dominieren den Handel in der Innenstadt? Ein Blick auf überraschende Zahlen und aktuelle Entwicklungen
Der Handel in der Innenstadt ist in Bewegung. Der ehemalige K&L-Ruppert wird umgebaut, das Schuhgeschäft Sisento hat vergangenes Wochenende in der PhilippineWelser-Straße eröffnet, die internationale Kette Dunkin’ Donuts verkauft seit Ende Juli im Karstadt-Gebäude Kaffee und Gebäck.
Es könnte sich laut Bürgermeisterin Eva Weber (CSU) sogar noch mehr tun – wenn es die geeigneten Flächen dafür gäbe. „Aktuell ist eine zunehmende Immobiliennachfrage von regionalen und auch überregionalen Anbietern für die Augsburger Innenstadt feststellbar, die aufgrund einer mangelnden Verfügbarkeit von geeigneten Flächen häufig nicht bedient werden kann“, sagt die Wirtschaftsreferentin.
Die ideale Zusammensetzung für die Innenstadt sieht laut Wolfgang Puff, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Bayern und Geschäftsführer des HBE-Bezirks Schwaben, so aus: „Das Beste ist ein breiter Branchenmix auf konzentrierter Fläche. Je mehr Branchen vertreten sind, desto mehr Kunden finden auch etwas. Die Mischung ist also das A und O für eine lebendige Einkaufs-innenstadt.“
Wie sich das Angebot in der City zusammensetzt, ist im Einzelhandelsentwicklungskonzept der Stadt Augsburg nachlesbar. Auch wenn ein Passant meinen könnte, dass ein Drogeriemarkt nach dem anderen in der Augsburger City eröffnet, gibt es dafür keinen statistischen Beleg. Im Gegenteil: Das Segment Gesundheit und Beauty macht gerade einmal fünf Prozent des Verkaufsflächenanteils der Innenstadt aus. Im Zeitraum zwischen 2013 und 2016 sind diese Flächen konstant geblieben. Sie werden sich aber durch das neue Hessing-Sanitätshaus in der Bahnhofstraße und die geplante Eröffnung eines Drogeriemarktes im ehemaligen K&L-Ruppert erhöhen – Tendenz weiter steigend.
Der Grund: Der Markt für Gesundheit und Körperpflege verfügt laut Wirtschaftsreferentin Eva Weber aufgrund von steigendem Gesundheitsbewusstsein, der Zunahme an Gesundheitstrends und des demografischen Wandels deutschlandweit über ein großes Wachstumspotenzial. Verstärkt würden sich Anbieter aus dieser Branche gegen Standorte auf der grünen Wiese in Stadtrandlagen entscheiden und sich wieder mehr für Lagen in der Stadt interessieren. Eva Weber: „Drogeriemärkte haben sich zu Allroundern entwickelt, die nicht mehr nur Putz- und Waschmittel oder Schminkartikel anbieten, sondern verstärkt auch spezielle Nahrungsmittel und weitere innenstadtrelevante Sortimente, wie Spielwaren, Bekleidung oder Elektroartikel, in ihr Sortiment aufnehmen, woraus ein erhöhter Verkaufsflächenbedarf in den zentralen Einkaufslagen hervorgeht.“
Einen Rückgang von Verkaufsflächen lässt sich dagegen etwa in den Bereichen Bekleidung und Wäsche, Haushaltswaren, Möbel und Baumarktartikel sowie Gartenbedarf feststellen. „Die rückläufigen Zahlen lassen sich teilweise auf dynamische Veränderungen der Einzelhandelsstruktur in den Umlandgemeinden, aber auch die weiter zunehmende Bedeutung des OnlineHandels zurückführen“, sagt Weber.
Der Bereich Mode nimmt mit 42,7 Prozent nach wie vor aber den Großteil der Verkaufsflächen der Innenstadt ein. „Bekleidungsbetriebe haben es überall nicht einfach, gegen den Online-Handel zu konkurrieren. Die Ladenbesitzer vor Ort müssen ihre Vorteile ausspielen, um Kunden für sich zu gewinnen“, sagt Puff.
Es gibt noch einen Grund, warum es in der Statistik zu einer Verschiebung kam: Die Übernahme des Warenkaufhauses Galeria Kaufhof durch den Schuh- und Textilhändler Schmid wirkte sich auf die Zahlen aus. Weber: „Mit einer Gesamtverkaufsfläche von rund 9000 Quadratmetern, von denen der Großteil auf das Sortiment Schuhe entfällt, trägt Schuh Schmid wesentlich zu dieser Entwicklung bei.“Daneben haben sich aber auch neue Schuhgeschäfte, wie Schuh Rieker in der Steingasse, angesiedelt. Außerdem hätten Textilanbieter ihr Sortiment durch Schuhe ergänzt. Für Wirtschaftsreferentin Weber ein Zeichen, dass Schuhe im stationären Einzelhandel nach wie vor gefragt sind. Der Anteil von Schuhen und Leder liegt nun bei 11 Prozent.
Für die Stadt ist das Einzelhandelsentwicklungskonzept ein wichtiges Instrument, um Informationen über den Handel zu erhalten. So wird auch das Potenzial einzelner Lagen sichtbar. „Hierzu zählt vor allem die Bahnhofstraße, weshalb dieser Bereich im Rahmen des städtebaulichen Wettbewerbs zur Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes entsprechend in den Planungen mit berücksichtigt wurde“, sagt Weber.
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