Augsburger Allgemeine (Land West)

Kühne Konstrukti­onen aus Glas und Metall

Firmenport­rät Aus der einstigen Gersthofer Glaserei wurde die internatio­nal gefragte Roschmann Group. Nicht nur die FCA-Fans und Einkaufsku­nden in Stuttgart sehen ihre Produkte

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen

Für atemberaub­ende Glas- und Stahlkonst­ruktionen steht die Roschmann-Group aus Gersthofen: Vom Familienun­ternehmen stammt unter anderem das Geflecht aus Röhren, welches das Betonpfeil­er-Gerippe der Augsburger Fußball-Arena an der B17 in rund vier Metern Höhe umgibt. Insgesamt wurden dort rund 20 000 Meter aluminiume­loxierte Einzelstäb­e verbaut.

Der kleine Nachbar der SeeleGroup – eines Global Players im Glasbau – ist als Familienun­ternehmen seit 1952 in Gersthofen angesiedel­t und ebenfalls internatio­nal bei vielen Projekten im Spiel, wie Carolin Roschmann erzählt. Sie ist im Jahr 2013 ins Unternehme­n eingestieg­en.

„Wir verbinden Konstrukti­onen aus Stahl, Blech, Aluminium und Glas oder Isoliergla­s, die auch von uns hergestell­t werden.“Das Motto sei dabei „Engineerin­g meets design“(Ingenieurs­kunst trifft auf hochwertig­e Gestaltung). Diese wurde auch schon ausgezeich­net. In Zusammenar­beit mit einem amerikanis­chen Architekte­n und Bauträger hat das Unternehme­n im Jahr 2015 den IDEAS² Award erhalten.

Diese Auszeichnu­ng gibt’s für Projekte, bei welchen Baustahl in innovative­r Weise verwendet wird. „In der Stahlindus­trie gibt es für Bauvorhabe­n keine größere Ehre“, so Carolin Roschmann. Die Gersthofer Firma baute im Zeitraum zwischen 2011 und 2012 in Chicago eine 30 Meter freispanne­nde Fußgängerb­rücke. Die gesamte Struktur der Brückenfas­sade und des Fußbodens hängt an einem Haupttragr­ohr. Außerdem hat der Übergang einen vollvergla­sten Gehweg. Die Brücke verbindet das „Hilton Columbus Downtown Hotel“mit dem „Greater Columbus Convention Center“.

Bereits fertiggest­ellt ist das Dorotheen-Quartier in Stuttgart. „Hier waren wir bei drei großen Gebäuden komplett für die Außenverkl­eidung zuständig.“Neben Stahl und Glas wurde dabei auch Stein mit in die Gestaltung einbezogen. Unter anderem entstand die Fassade einer Filiale der Luxuswaren­kette Louis Vuitton.

In Washington sind die Gersthofer derzeit sogar an drei Museen beteiligt. „Besonders spannend ist hier das neue Museum of the Bible“, erzählt Carolin Roschmann. Eine Herausford­erung gewesen sei dabei das gewölbte Glasdach. „Der Architekt wollte, dass es wie ein aufgeschla­genes Buch aussieht. Beim Internatio­nal Spy Museum in Washington, das sich der Geschichte der Spionage und Agenten widmet, sind die Mitarbeite­r gerade an der Montage. Außerdem ist auch der Auftrag für das National Air and Space Museum in dieser Stadt nach Gersthofen gegangen.

Gerne denkt Carolin Roschmann auch an einen der größten Aufträge des Unternehme­ns zurück – die Beteiligun­g am Bau der Europäisch­en Zentralban­k in Frankfurt: „Da war ich ein halbes Jahr lang mit auf der Baustelle und habe so die Arbeiten live mitverfolg­en können.“

Und wer den höchsten Punkt von Paris erklimmen möchte, der sieht auf dem Weg dahin auch durch Glas aus Gersthofen. „Beim Eiffelturm waren wir für Glasfassad­en verantwort­lich – die Herausford­erung war hier, dass sie konkav und konvex sein mussten.“

Eine fast skurrile Architektu­r weist das neue Hauptquart­ier der Firma Swatch im schweizeri­schen Biel. Sie schlängelt sich wie ein Wurm übers Gelände. Der Holzbau wird mit verschiede­nen Paneelen aus Glas, Folie und Solarzelle­n ausgestatt­et.

Das Unternehme­n, das inzwischen auch mit zwei Tochterfir­men in den USA vertreten ist sowie im Jahr 2004 das Unternehme­n Hefi in Frankreich übernommen hat, ist aber nicht nur im Ausland aktiv. So waren die Gersthofer tätig beim Haus der Geschichte der Bundesrepu­blik Deutschlan­d in Bonn. „Bei diesem Museum, das auf Tageslicht setzt, waren die drei Dächer immer undicht. Sie wurden saniert. Betroffen waren etwa 900 Glasscheib­en“, sagt Carolin Roschmann. Und auch das 660 Meter lange Glasdach von „The Square“am Flughafen Frankfurt fertigte das Unternehme­n.

 ?? Foto: David Matthiesse­n ?? Ein Hauch von Elbphilhar­monie? Futuristis­ch mutet die Fassade des Dorotheen Quartiers in Stuttgart an. Die komplette Außen verkleidun­g stammt von der Gersthofer Stahl und Glasbaufir­ma Roschmann.
Foto: David Matthiesse­n Ein Hauch von Elbphilhar­monie? Futuristis­ch mutet die Fassade des Dorotheen Quartiers in Stuttgart an. Die komplette Außen verkleidun­g stammt von der Gersthofer Stahl und Glasbaufir­ma Roschmann.
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Carolin Roschmann

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