Augsburger Allgemeine (Land West)
Kindertagesstätten gehen neue Wege
Soziales Zwei Förderprogramme des Bundes unterstützen die frühe Bildung von Kindern und ihren Familien – besonders die Geflüchteten
Augsburg/Oberhausen
Wenn ein Kind schon in seinen ersten Lebensjahren Bildung erfährt, wenn es in eine Familie hineinwächst, die dies unterstützt – dann wirkt dies ein Leben lang. Von der „Macht der frühen Bildung“sprach der Sozialwissenschaftler Professor Detlef Krüger bei der Auftaktveranstaltung von zwei Bundesprogrammen im Familienstützpunkt des Familienzentrums Peter und Paul, Oberhausen. Diese beiden Programme haben die frühe Förderung von Kindern und ihrer Familien zum Ziel.
Da ist das Programm „Starke Netzwerke Elternbegleitung für geflüchtete Familien“, das im Sozialraum Oberhausen umgesetzt wird. Koordiniert wird es von Sabine Bennewitz. 50 000 Euro an Fördermitteln aus dem Bundesfamilienministerium bekommt die Stadt Augsburg jährlich für dieses auf drei Jahre angelegte Programm. Insgesamt werden bundesweit 50 Standorte gefördert. Die Kernidee sei, dass die Mitarbeiter der Kindertageseinrichtungen hinausgehen zu den geflüchteten Familien, um sie auf das Angebot der Kindertagesstätten bzw. der Familienzentren aufmerksam zu machen, so erläuterte es Christoph Schwamborn von der Regiestelle für frühkindliche Bildung, die das Programm des Bundesfamilienministeriums umsetzt. „Die Familien sollen wissen, dass sie hierher zu uns kommen können“, beschreibt es Sabine Bennewitz und schildert eine erste, gelungene Initiative: In Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern in Oberhausen – etwa den Familienstützpunkten, den Stadtteilmüttern und dem Kinderschutzbund – wurde jüngst zu einem Willkommensfest geladen. Dazu gingen die Verantwortlichen hinaus in die Unterkünfte von geflüchteten Familien. Das Angebot wurde gerne angenommen.
Ansprechen ließen sich insbesondere Familien aus den drei Kulturkreisen Somalia, Afghanistan und Syrien. Diese Frauen, so Bennewitz, hätten von selbst geäußert, dass sie es nicht bei Treffen zum Kaffee belassen wollen, sondern dass sie gerne auch den Raum dafür hätten, sich über die Erziehung ihrer Kinder zu unterhalten.
Auch hatten sie den Wunsch nach gemeinsamem Tanzen. „Wir möchten, dass diese Menschen in unserer Sozialregion ein sinnerfülltes Leben haben“, so Sabine Bennewitz. Ihre Kinder profitieren davon. Angedacht sind künftig auch Tanzfeste oder Vater-Kind-Feste, bei denen die Väter mit ihren Kindern etwa hinaus in die Natur gehen oder etwas Handwerkliches mit ihnen tun. Durch Projekte wie diese, meint Bennewitz, werde den geflüchteten Familien deutlich gemacht: „Die Integration liegt in ihrer Hand, wir kommen ihnen entgegen.“ Einen ähnlichen Ansatz verfolgt das zweite Programm: „KitaEinstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“. Von den 200 Standorten, die bundesweit gefördert werden, ist Augsburg einer. 580 000 Euro werden dafür während der ebenfalls dreijährigen Laufzeit an die Stadt fließen. Auch hier werden die wichtigsten Akteure bei der Familienbildung zusammenwirken. Durch erhöhte Stundenkontingente in den Familienstützpunkten der Stadt sollen, so die Koordinatorin des Programms, Simone Hübner, niederschwellige Projekte initiiert werden, die Familien eine Brücke zur Kindertagesstätte bauen.