Augsburger Allgemeine (Land West)
Zertrümmert, zerbröselt, zerborsten
Königstherme Das ehemalige Luxusbad wird im kommenden Jahr zurückgebaut. Lange wurde nach Alternativen gesucht, ehe man zu dem Schluss kam: Hier ist nichts zu retten. Unser Redakteur war einst bei der Einweihung der Therme dabei und ist entsetzt, wie sie
Königsbrunn
Der gelbe Schutzhelm ist dringend notwendig. Überall bröckelt es, überall sind gefährliche Ecken und Kanten, überall lauern Scherben in Durchgängen. Wer ein Freund des Badespaßes in der Königstherme in Königsbrunn war, dem wird bei ihrem jetzigen Anblick ganz anders: Erst vor 33 Jahren erbaut, jetzt schon dem Abriss geweiht.
Wer durch den Haupteingang in die Königstherme eintritt, der meint: Es ist alles wie immer, nur ohne Leute. Da stehen noch die schwarzen Ledermöbel, da überwältigt noch der tolle Blick in die Badehalle mit ihrer opulenten Deckenkonstruktion, da liegt noch der Geruch von Chlor in der Luft. Doch bei näherem Hinsehen stellt jeder schnell fest: Da nagte der Zahn der Zeit, aber ganz gewaltig.
Die ehemaligen Schwimmbecken sehen ja noch gar nicht so schlecht aus. Doch schweift der Blick darum herum: überall zerschlagene Scheiben, zertrümmerte Statuen, zerbrochene Liegen. Was erst beim zweiten Hinsehen auffällt: Schimmel und giftige Sporen machen sich breit.
Wo man auch hinschaut: Alles ist rostig, vieles ist defekt, alles wirkt unbrauchbar. Dieser Eindruck ändert sich auch im Außenbereich nicht, im Gegenteil: Die Fliesen zerbröseln, Bäumchen wachsen aus den Abflüssen. Die Natur holt sich zurück, was einst ihr gehörte. Viele Einrichtungen sind schon komplett überwuchert. Römische Schönheiten bröseln von den Wänden, Holzvordächer hängen nur noch am berühmten seidenen Faden oder sind schon heruntergebrochen. Alles wirkt mehr als morbid. Vielleicht wird der Eindruck im Gastronomie-Bereich besser? Pustekuchen. Bis auf dass der Knoblauch noch an der Stange hängt, die Gewürze auf den Regalen stehen und verschimmeltes Brot herumliegt: die Edelstahl-Küche taugt nur noch als Altmetall.
Und die Technik? Da wird es erst richtig bitter. Alles verrottet, alles unbrauchbar: hunderte Kilometer Wasserleitungen und Stromkabel, endlose Pumpenreihen, Absperrventile, Elektromotoren. An den Wänden Wasserflecken und ausgerissene Halterungen, am Boden Pfützen, Rost, Chemikalien.
Wer das gesehen hat, der kann wirklich nicht mehr an eine mögliche Sanierung der Therme glauben. Der Zustand der Rohre und deren Inhalt, sogar der Feuerlöschleitungen, alles ist so katastrophal, dass das komplette Wassersystem der Therme nicht nur von der Wasserversorgung abgesperrt, sondern sogar abgekoppelt werden musste, um Krankheitsübertragung zu vermeiden. Zwei Jahre Stillstand sind einfach zu viel.
Es schmerzt, wenn für ein Gebäude, gerade einmal 30 Jahre alt, nur noch der Rückbau bleibt. Vieles wurde überlegt, wie wenigstens ein paar Außenmauern erhalten und einem anderen Verwendungszweck zugeführt werden können. Doch jetzt bleibt nur der Verwaltungstrakt stehen und natürlich die Eishalle, für die derzeit noch eine Lebensdauer von zehn Jahren angedacht ist.
Und dann? Wie das Gelände einmal verwendet wird, darüber laufen die Diskussionen an. Im Gespräch sind unter anderem Wohnungen und eine Halle für Kulturveranstaltungen.