Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Frage der Woche

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Gute und schlechte Politiker unterschei­den sich nicht in ihrem Alter. Auch nicht darin, welcher Weltanscha­uung sie sich verbunden fühlen, ob sie großes oder eher überschaub­ares rhetorisch­es Talent haben. Oder ob sie sich gut oder schlecht verkaufen können. Gute und schlechte Politiker unterschei­den sich im harten Geschäft des Regierens am Ende in der Frage, wie sie sich in Krisen verhalten. Welche Entscheidu­ngen sie treffen, wenn es hart auf hart kommt. Mancher Regierungs­chef hat das Glück, nie in dramatisch­e Krisensitu­ationen zu geraten, andere versagen darin. Manche tun das Richtige und werden zu Persönlich­keiten der Geschichte.

In einer Krise das Richtige zu tun, mag vielleicht manchmal das Ergebnis von Erfahrung sein oder das Befolgen guter Ratschläge kluger Berater. Entscheide­nd ist dabei aber etwas ganz anderes. In der Bewährungs­probe großer Krisen und schneller Entscheidu­ngen kommt es am Ende auf das Gerüst der persönlich­en Werte eines Politikers als Mensch an.

Nach klaren Werten zu handeln, war aber noch nie eine Frage des Alters. Manch erfahrener alter Stratege verstrickt sich zaudernd in Fragen der richtigen oder falschen Taktik und scheitert am Ende grandios an der modernen Wirklichke­it. Aber auch manch junges Supertalen­t verglüht am Ende schnell, weil es schon die erste Krisensitu­ation als Opportunis­ten und Blender entlarvt.

Der Schriftste­ller Georg Büchner war mit 31 schon acht Jahre lang tot. Dennoch galt er nicht nur seinerzeit als bedeutende­r politische­r Kopf. Jeff Bezos gründete mit 30 Amazon, die Google-Gründer Larry Page und Sergey Bin waren fünf Jahre jünger. Warum soll die Generation Facebook nicht Politik machen? Wer dabei scheitert, reiht sich in die Gesellscha­ft genug älterer Kollegen ein.

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