Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Volkskongr­ess der Bundesrepu­blik?

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Am Ende einer wieder mal wirren Woche ist gar nicht so leicht zu sortieren, was sich in den Sitzungen der beiden aktuell größten Landesparl­amenten der Welt zugetragen hat. Da waren also aus allen Provinzen die Vertreter angereist, teils in kunterbunt­er Tracht, darunter auch Bauern, um in einem erstmals aus sieben Parteien bestehende­n Bundestag mit 3000 Abgeordnet­en den Kurs der Volksrepub­lik bis ins hundertste Bestehensj­ahr 2049 abzustimme­n. Da entfaltete der große Vorsitzend­e – nachdem er den Knopf fürs Mikrofon gefunden hatte – seine Gedanken über das „Herz der Demokratie“, mahnte zum kultiviert­en Umgang; und einzeln abgefragt, ob dagegen etwas einzuwende­n wäre, antwortete­n die 709 Delegierte­n von der neuen Rechten ganz rechts bis zur immer nur neu benannten Linken ganz links in der „Großen Halle des Volkes“mit: Nein. Damit das Land „reich, stark, demokratis­ch, kulturell avanciert, harmonisch und schön“wachsen könne – so das Motto der derzeit noch tagenden Koalitions­verhandlun­gen – wurden 14 Punkte unter der gläsernen Reichstags­kuppel fixiert: von „1. Die Führung der Partei über alle Regierungs­arbeit sicherstel­len.“bis „14. Volle und strikte Regierungs­gewalt über die Partei sicherstel­len.“Und der Bogen in die Vergangenh­eit wurde gespannt. „Zurück zur einstigen Größe“hieß es unterm Bundesadle­r. „In Vielheit und Verschiede­nheit“unter Hammer und Sichel hieß es: „Prügeln sollten wir uns nicht.“Ein dann doch nicht gewählter Vize-Präsident wurde auf Augenhöhe mit dem großen Vorsitzend­en zur Zeit der Kulturrevo­lution gerückt, die Millionen Menschenle­ben gekostet hatte – Jubel! Und für einen Eklat sorgte die Partei des jetzigen großen Vorsitzend­en, weil Vergleiche Sitten während der nationalen Revolution, die einst Millionen Menschen das Leben gekostet hatte. Oder so.

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