Augsburger Allgemeine (Land West)

500 Jahre Reformatio­n

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Vielleicht wundern Sie sich, dass ein Katholik zu einem wichtigen Datum der Reformatio­n schreibt. Aber warum nicht? Zumal mich mit Martin Luther schon das Geburtsdat­um verbindet. Ja, wir beide sind tatsächlic­h am gleichen Tag geboren – am 10. November. Lange habe ich gar nicht verstanden, warum diese Polarisier­ung in „katholisch“und „protestant­isch“für manche eine so große Rolle spielt. Meine Oma hatte einen evangelisc­hen Freund, den sie aber nicht heiraten durfte. Die Begründung meiner Uroma: „Der Lutherisch­e kommt mir net ins Haus!“

Diese Zeiten sind zwar jetzt vorbei – Gott sei’s gedankt! –, aber noch immer will es nicht zu mehr Einheit reichen. Übrigens: In den Betrieben und im Einsatz für mehr Gerechtigk­eit in der Arbeitswel­t kooperiere­n wir bestens mit den evangelisc­hen Kollegen. Sei es in der Frage des gerechten Lohns, im Einsatz für eine gute Rente oder für stabile Tarifvertr­äge und vor allem in der Frage des Sonntagssc­hutzes – hier können wir uns auf unsere evangelisc­hen Partner verlassen.

Natürlich verschwind­en die theologisc­hen Unterschie­de nicht einfach mit der Zeit. Aber einige Missverstä­ndnisse konnten ausgeräumt werden. Am Reformatio­nstag, dem 31. Oktober 1999, genau vor 18 Jahren, wurde hier in Augsburg ein denkwürdig­er Akt vollzogen. Die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtferti­gungslehre“wurde feierlich von katholisch­er und evangelisc­her Kirche unterzeich­net: „Gemeinsam bekennen wir: Allein aus Gnade im Glauben an die Heilstat Christi, nicht aufgrund unseres Verdienste­s, werden wir von Gott angenommen und empfangen den Heiligen Geist, der unsere Herzen erneuert und uns befähigt und aufruft zu guten Werken.“

„Allein aus Gnade“kann der Mensch gegenüber Gott gerechtfer­tigt sein und nicht durch die Ableistung von noch so zahlreiche­n „Werken“. Damit erzielten die Kirchen einen wichtigen Konsens. Hoffen wir, dass es nicht dabei bleibt.

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