Augsburger Allgemeine (Land West)

Was von Luthers Ideen übrig blieb

Religion Vor 500 Jahren begann etwas, das man heute die Reformatio­n nennt. Auslöser dafür waren die Ideen eines Mannes, an den heute noch viele denken

- VON STEFANIE PAUL

Am 31. Oktober 1517 soll es passiert sein, in einer kleinen Stadt. Sie heißt Wittenberg und liegt heute im Bundesland Sachsen-Anhalt. Dort veröffentl­ichte ein Mönch namens Martin Luther eine Art Liste, die 95 Thesen. Manche glauben, er schlug sie mit einem Hammer an die Tür einer Kirche. So, dass jeder sie sehen konnte. hatte. Luther fand das falsch und ungerecht.

Um Luthers Ideen gab es viel Streit. Am Ende entstand jedoch etwas, was du heute noch kennst. Die Kirche spaltete sich. Es gab nun einen alten Glauben und einen neuen Glauben: Es gab Katholiken und Protestant­en. „Dabei wollte Martin Luther eigentlich gar nicht, dass sich die Kirche aufspaltet“, erklärt der Fachmann Volker Leppin. Dass heute Menschen zum evangelisc­hen Glauben gehören und andere zum katholisch­en, ist die offensicht­lichste Folge der Reformatio­n, erklärt Volker Leppin.

Aber Luthers Ideen hatten auch auf andere Bereiche Auswirkung­en. Etwa auf das Verhältnis zwischen Staat und Kirche. Diese sind heute in Deutschlan­d weitgehend voneinande­r getrennt. Das bedeutet, die Kirche soll keinen Einfluss auf die Politik und die Gesetze haben. „Die Idee geht auf Martin Luther zurück. Er glaubte, dass es zwei Reiche gibt. In dem einen Reich herrscht Gott. In dem anderen Reich haben die Politik und die Gesetze das Sagen“, erklärt der Fachmann.

Auch an einem wichtigen Fest spüren wir heute noch Luthers Einfluss: an Weihnachte­n! Zu Luthers Zeiten bekamen die Kinder am 6. Dezember kleine Geschenke. Das ist der Tag des heiligen Nikolaus. Doch Luther fand es nicht gut, dass man die Heiligen so besonders verehrte. Der Tag des heiligen Nikolaus verlor daher bei den Protestant­en immer mehr an Bedeutung. Stattdesse­n sollte es die Geschenke an Heiligaben­d geben – also genau so, wie wir es heute noch machen.

Übrigens: Am 31. Oktober feiern wir in Deutschlan­d den Reformatio­nstag, um an das Ereignis zu erinnern. Weil die Reformatio­n in diesem Jahr genau 500 Jahre her ist, haben wir diesmal sogar frei. Das haben die Politiker entschiede­n. Ein zusätzlich­er Tag schulfrei dank Luther? Kein schlechter Einfluss!

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Foto: dpa Das ist ein Druck aus dem Jahr 1517 mit den 95 lateinisch­en Thesen von Martin Luther. Er ist im Germanisch­en National museum in Nürnberg zu sehen.

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