Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Kollege Mozarts

Serie Johann Michael Demmler musizierte sogar gemeinsam mit Wolfgang Amadé

- VON JÜRGEN DILLMANN

Landkreis Augsburg

Er war „Komponist, Organist, Pianist, Geiger, Musikpädag­oge, Sänger und Chorknabe“– so der Eintrag im Bayerische­n Musikerlex­ikon der LudwigMaxi­milians-Universitä­t München zu unserer heutigen Persönlich­keit, Johann Michael Demmler, der Mitte des 18. Jahrhunder­ts, am 28. September 1748, in Hiltenfing­en geboren wurde.

Wie bei so vielen unserer heimatlich­en Persönlich­keiten ist auch ihm eine Straße in seinem Geburtsort gewidmet, in diesem Fall ein 167 Meter langes Stück. So wenig das sein mag, verdient hat er es allemal, zeichnete er sich doch durch heraus- ragende musikalisc­he Fähigkeite­n aus. Etliche seiner Kompositio­nen werden noch heute gespielt und gehören zu den von Liebhabern geschätzte­n Raritäten schwäbisch­er Musik des 18. Jahrhunder­ts. Manch eines seiner Werke wurde gar erst in diesem Jahrhunder­t uraufgefüh­rt, etwa 2001 von der Augsburger Chorgemein­schaft Musica Suevia gemeinsam mit dem Orchester des Bayerische­n Rundfunks.

Ab 1756 war Demmler Chorkna- be am Dom in Augsburg. 1768 trat er in den katholisch­en Männerorde­n der Marianer ein, die sich in Augsburg insbesonde­re verantwort­lich für Musikunter­richt fühlten. Ab 1770 war er dann auch für neun Jahre Domorganis­t. Als Marianer war Demmler ab 1772 auch zuständig für die Ausbildung der Schüler in Gesang, Geige und Orgel.

Im Jahr 1777 gaben Wolfgang Amadeus Mozart und Demmler gemeinsam mit einem gewissen Johann Andreas Stein ein Konzert für drei Klaviere in Augsburg. Mozart hatte Demmler bei einer Parisreise kennengele­rnt, als er sich zwei Wochen in Augsburg aufhielt. Offensicht­lich schätzten sich beide. Und Mozart versuchte sogar, Demmler als Domorganis­t nach Salzburg zu vermitteln – wohl auch, weil er selbst dieses Amt, das er später dann doch annahm, nicht wollte.

Wie so viele Genies kam auch der hochbegabt­e Musiker Demmler alsbald auf die schiefe Bahn und wurde daher 1779 aller kirchenmus­ikalischen Ämter enthoben. Vorgeworfe­n wurden ihm ausschweif­ende Wirtshausb­esuche und, man lese und staune, Straßenmus­ik – als Nebeneinna­hme? Wer weiß …

Tatsächlic­h aber ist er wohl nie gut mit seinem Geld ausgekomme­n. Und so scheiterte auch eine spätere Anstellung in Koblenz an überzogene­n Gehaltsfor­derungen. Im Juni 1785 verstarb Demmler in Augsburg.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Der gebürtige Hiltenfing­er Johann Mi chael Demmler begann seine Karriere als Chorknabe im Augsburger Dom. Doch wie so viele Genies endete auch er un rühmlich.
Foto: Ulrich Wagner Der gebürtige Hiltenfing­er Johann Mi chael Demmler begann seine Karriere als Chorknabe im Augsburger Dom. Doch wie so viele Genies endete auch er un rühmlich.

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