Augsburger Allgemeine (Land West)

Verständni­s für die Anwohner in dieser Straße

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lasst“, heißt es von der Fraktion. Dies führe „zu einer erhebliche­n Belästigun­g, möglicherw­eise auch Gefährdung der Anwohner“. Der Oberhauser Stadtrat Dieter Benkard, ein Parteifreu­nd des Ordnungsre­ferenten, sieht die Lage anders. Das Problem der Süchtigen am Bahnhof, sagt er, sei schon lange bekannt, bis jetzt aber sei es nicht angegangen worden. Das Thema, sagt Benkard, lasse sich nicht totschwei- „Auch diese Menschen gehören zu unserer Gesellscha­ft.“Das Projekt werde schon zerrissen, dabei sei es noch gar nicht angelaufen. Benkard fragt auch, ob es überhaupt einen „passenden Ort“für derartige Einrichtun­gen gibt. Wurm habe die Initiative ergriffen, und die angedachte Lösung sei noch die beste.

Auch Rainer Wintergers­t hält das Konzept des Treffs grundsätzl­ich für eine gute Idee. Der 60-Jährige betreibt die Buchhandlu­ng im Bahnhof; die Situation am HelmutHall­er–Platz ist für ihn schwierig, auch wenn man sich arrangiert habe, sagt er. Sobald es kalt werde, säßen Süchtige vor den Eingängen des Ladens. Für Kunden eine Hemmschwel­le. Vor ein paar Monaten war Wintergers­t wegen eines Vorfalls auf dem Bahnhofspl­atz in einem Gerichtsve­rfahren mal als Zeuge geladen. Am 9. November des vergangen. länger, außer es stünden besondere Aktionen an. Die Anwohner in der Dinglerstr­aße versteht er. „Ist doch klar“, sagt er. „Wer will so einen Treff in seiner Umgebung?“

Elisabeth Müller will ihn nicht. Müller ist 82 und wohnt direkt neben dem ehemaligen „Paparazzi“. Dort hängt draußen noch eine alte Getränkeka­rte. Ein Helles für 2,50 Euro. Vom Oberhauser Bahnhof bis hierhin ist es ein kurzer Fußmarsch durch die beschaulic­he Branderstr­aße; das ehemalige Lokal liegt noch in der Nähe des Helmut-Haller-Platzes, aber auch nicht gerade um die Ecke. Müller lebt seit 20 Jahren in dem Viertel. In Oberhausen gefällt es ihr, und dass es nebenan im Lauf der Jahre verschiede­ne Gastwirtsc­haften gab, sei für sie auch kein Problem gewesen, sagt sie.

Den geplanten Süchtigen-Treff allerdings hält sie für hochproble­matisch. Die Leute täten ihr schon leid, so sei es ja nicht. Aber sie bezweifele, dass ihnen mit dem Angebot wirklich geholfen werden könne. Damit verlagere man die Probleme vom Bahnhofspl­atz in Oberhausen nur teilweise in ein Wohngebiet, sagt sie. Das könne doch auch nicht die Lösung sein.

Drastische­r äußert sich eine direkte Anwohnerin, die mit zwei Kindern in dem Gebäude lebt, in dem bald der betreute SüchtigenT­reff Platz finden soll. „Das ist eine Katastroph­e“, sagt sie. Sie habe nichts gegen die Süchtigen, aber sie müsse ganz einfach an ihre Kinder denken. Zwar sei der Wohnungsma­rkt in der Stadt schwierig. Aber wenn der Treff komme, werde sie wohl umziehen.

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Buchhändle­r Rainer Wintergers­t hält das Konzept des Süchtigen Treffs für gut, kann aber Anwohner verstehen, die sich nun beschweren.

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