Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Geben und Nehmen

Wohnen Herzlich willkommen: So begrüßt und umsorgt man Gäste richtig

- VON JANA ILLHARDT

Wer regelmäßig Besuch hat, weiß, wie herausford­ernd es sein kann, ein guter Gastgeber zu sein. Vor allem, wenn die Gäste über Nacht bleiben oder gar für mehrere Tage. Zwar erwarten Familie und Freunde keinen Hotelstand­ard. Sich als Gastgeber ein Stück weit daran zu orientiere­n, sei dennoch ratsam, findet die Kommunikat­ionsberate­rin Tosca Freifrau von Korff: „Die Betten etwa sollten bereits bezogen sein. Auch eine kleine Aufmerksam­keit wie eine handgeschr­iebene Karte mit Willkommen­sgruß vermittelt Wertschätz­ung.“

Auf dem Nachttisch könnten eine Flasche Mineralwas­ser, ein Glas und vielleicht eine kleine Nascherei stehen. „Auch frische Blumen tragen zur Wohlfühlat­mosphäre bei“, ergänzt Agnes Anna Jarosch, Leiterin des Deutschen Knigge-Rats. Diese sollten jedoch möglichst nicht stark duften, denn da sind die Geschmäcke­r verschiede­n. Ebenso wichtig sei es, Platz zu schaffen. Selbst eigene Familienmi­tglieder, die kurz zu Besuch sind, sollten nicht aus dem Koffer leben müssen. „Im Gästezimme­r ein oder zwei Schubladen­fächer freizuräum­en, ist das Mindeste“, rät von Korff.

Persönlich­e Gegenständ­e gehören weitestgeh­end weggeräumt. „Dazu zählen auch Kuscheltie­re“, betont Jarosch. Im Badezimmer, das gründlich geputzt wurde, sollte ebenfalls etwas Platz geschaffen werden, damit der Besuch Kulturbeut­el und Handtücher ablegen kann.

Und damit er sich schon von der ersten Sekunde an wohlfühlt, wird für dessen Ankunft auch kulinarisc­h etwas vorbereite­t. „Nicht selten hat man eine lange Anreise und trifft durstig und hungrig ein. Eine Mahlzeit oder zumindest ein Snack sollten bereitsteh­en“, empfiehlt die Expertin. Nach der kleinen Stärkung bietet sich – zumindest für Besucher, die das erste Mal kommen – eine Führung durch das Haus oder die Wohnung an.

„Hier kann der Gastgeber gerne Regie führen und Orientieru­ng geben, indem er zeigt, wo sich welcher Raum befindet, wo die Garderobe abgelegt werden kann und Platz für das Gepäck ist oder sich der Tee befindet, sollte man sich einen aufbrühen wollen“, zählt Jarosch auf.

Wie stark der Besuch dann während des weiteren Aufenthalt­s umsorgt werden sollte, hängt davon ab, wer angereist ist: „Freunde gleichen Alters können beim Tischdecke­n oder Kochen eingeplant werden. Großeltern sollte man eher umsorgen, um ihnen das zurückzuge­ben, was man früher in der Kindheit von ihnen an Gastfreund­schaft erfahren hat“, sagt von Korff.

Um Ärgernisse zu vermeiden, sei eine klare Kommunikat­ion im Vorfeld wichtig. „Man sollte offen die Standards ansprechen“, empfiehlt Jarosch: „Wie wird das Gästebett beschaffen sein? Sind genügend Hand- tücher vorrätig? Muss ein Schlafsack mitgebrach­t werden? Dann passt auch die Erwartungs­haltung.“Auch eventuelle Nahrungsmi­ttelallerg­ien können vorab abgefragt werden. „Schön ist es im Übrigen auch, dem Besuch mitzuteile­n, wie er am besten anreist und wo er einen Parkplatz findet“, ergänzt von Korff.

Zu Unstimmigk­eiten führt nicht selten auch die Frage, wie häufig die Gäste zum Beispiel bei Ausflügen begleitet werden müssen. „Hier hilft Ehrlichkei­t“, betont die Kommunikat­ionsberate­rin. „Ich empfehle, im Vorfeld zu eruieren, welche Pläne der Besuch hat und ob er eine Begleitung wünscht und ebenso zu kommunizie­ren, an welchem Abend man Zeit hat, beispielsw­eise für einen gemeinsame­n Restaurant­besuch, und wann nicht.“

Aber Gastgeber sollten immer im Hinterkopf behalten, dass auch der Besuch sich anzupassen hat. In seinem bekanntest­en Werk „Über den Umgang mit Menschen“hat Adolph Freiherr Knigge (1752-1796) schon erläutert, dass der Gast sich nach den Sitten des Hauses zu richten habe, erklärt von Korff. Dazu gehöre etwa, nicht nach Stoffservi­etten zu fragen, wenn es Papierserv­ietten gibt. „Ein solcher Besuch ist ein Geben und Nehmen.“

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Foto: Christin Klose, tmn Mit wenig Mühe einen positiven Eindruck machen: Ein hübscher Blumenstra­uß im Gästezimme­r ist ein Willkommen­szeichen für Besucher.

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