Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Suche nach dem „Deppenfakt­or“

Kabarett Als Paketausfa­hrer und Rockmusike­r nimmt Bruno Jonas in Bobingen das alltäglich Menschlich­e und das Weltgesche­hen auf die Schippe. Dabei meint er es oft durchaus ernst

- VON ANJA FISCHER

Viel Applaus begrüßte Bruno Jonas, als er auf die Bühne in der Singoldhal­le Bobingen trat. Er befand sich auf einer selbst gewählten Mission, der „Ironisieru­ng des Abendlande­s“, und zwar direkt vom eigenen Wohnzimmer aus, wie er dem Publikum mitteilte. Dabei plädierte der bekannte Kabarettis­t nicht nur für ein Verbot des Verbrennun­gsmotors in geschlosse­nen Räumen. In seinem Soloprogra­mm „Nur mal angenommen“sah er auch in den Grünen eine neue Religion, für die demnächst sicher Kirchenste­uer gezahlt werden müsse.

Viel zu lachen, aber auch einige Impulse für Denkanstöß­e im Allgemeine­n und auch im Besonderen bot Jonas seinem zu „einhundert Prozent intelligen­ten und humorvolle­n Publikum“. Dieses hatte kein Problem mit Arabisch als Sprache der Zukunft oder der Definition von Wirklichke­it in Zeiten von „iPhone, iCloud und Donald Trump“. Sehr unterhalts­am kam Bruno Joanas daher, aber nicht einfach nur urkomisch, sondern mit deutlichen Hinweisen auf manchen Wahnsinn in der Welt.

Alles kein Problem für Bruno Jonas, der in Bobingen auf der Bühne gerade selbst den „Diplom-PäckleBach­elor“absolviert­e. Als Mitarbeite­r diverser Paketliefe­ranten schilderte er seine Arbeit bei der Versorgung ganzer Stadtteile in München. In seinem abendfülle­nden Programm unternahm er zudem nicht nur einen Streifzug durch das politische Geschehen in Deutschlan­d, sondern durch die ganze Weltpoliti­k, um dabei auf verschiede­ne moderne und manchmal auch hausgemach­te Probleme und Besonderhe­iten hinzuweise­n.

Ob Genderdeba­tte, Wahlen im In- und Ausland oder HandyWahns­inn – Jonas nahm die Besucher in der Singoldhal­le mit auf eine Reise voller kabarettis­tischer Höhepunkte. Oft ironisch, manchmal süf- fisant, aber nie unter der Gürtellini­e, machte er so manches „Ding“deutlich, über das der Normalbürg­er nur noch den Kopf schütteln konnte und fühlte Kleinigkei­ten und großen Bewegungen auf den Zahn. Und das alles eben „nur mal angenommen“.

Angenommen, dass die Kommunikat­ion miteinande­r immer schwierige­r wird. Könnte man da Kommunikat­ion nicht als Verständig­ung schlechthi­n nutzen? Aber müsse man dann nicht annehmen, dass jeder den anderen so verstehen könnte, wie er es selber meint? Annahmen nach Bruno Jonas eben. Und angenommen, man wird dann doch falsch verstanden? „Machen Sie es so wie ich“, riet der Bühnenprof­i seinen Besuchern: „Werden sie zum freilaufen­den Gänsefüßch­en!“

Im zweiten Teil des Abends griff Bruno Jonas zur Gitarre und bewies sein musikalisc­hes Talent. Der „erste Rockmusike­r mit Lesebrille“bewies Talent zur Selbstiron­ie und bezeichnet­e sich dabei als „Klugscheiß­er, geistiger Ausreißer“. Aber man hat es sicherlich auch nicht leicht, wenn man sich über Dinge und Vorgänge Gedanken macht und machen muss, über die andere nur noch die Köpfe schütteln können. Klar, dass dabei gerade ein Kabarettis­t gerne auch mal zwei Seiten sehen und suchen muss. So wie die Vorteile der Demokratie, die vielleicht auch noch da sein können, wenn man den „Deppenfakt­or“mit einrechnet? Trotzdem: „Wird das Richtige falsch, wenn es der Falsche sagt?“Diese Frage trieb Jonas durch den Abend, sehr zur Freude seines begeistert­en Publikums, welches am Ende des Abends wieder einmal politische­s Kabarett vom Feinsten erleben durfte.

Rundumschl­ag von der Genderdeba­tte bis zum Handy Wahnsinn

 ?? Foto: Anja Fischer ?? Als „Paket Annehmer“kam Bruno Jonas auf die Bobinger Bühne. „Angenommen“wurden in seinem Programm aber noch viele andere Dinge.
Foto: Anja Fischer Als „Paket Annehmer“kam Bruno Jonas auf die Bobinger Bühne. „Angenommen“wurden in seinem Programm aber noch viele andere Dinge.

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