Augsburger Allgemeine (Land West)

Auch mit Behinderun­g voll arbeiten

Arbeitswel­t Der 25-jährige Florian Jilek ist geistig behindert. Seit kurzem hat er eine feste Stelle in einem Logistikun­ternehmen. Immer noch eine Seltenheit. Was seine Geschichte zum Erfolg macht

- VON CHRISTINA HELLER

Erkheim

Bei einem Rundgang mit Florian Jilek durch die Flure der Firma Arndt in Erkheim lässt sich etwas Spannendes beobachten. Obwohl bei dem Logistikun­ternehmen, das sich auf den Vertrieb von Hygieneart­ikel spezialisi­ert hat, rund 75 Menschen arbeiten, kennt Jilek jeder und jeder grüßt freundlich „Hi Flo!“. Guckt man den Menschen beim Gruß ins Gesicht, sieht man nicht das typische Ichgrüße-freundlich-Lächeln. Ihre Gesichter hellen sich auf. Sie freuen sich ehrlich, den jungen Mann zu sehen. Und das hat einen Grund: Jilek ist ein besonderer Mitarbeite­r. Der 25-Jährige ist geistig behindert. Nicht schwer, aber spürbar. Seit nicht, an wen wir uns wenden können und woher wir Unterstütz­ung bekommen können, wenn wir jemanden mit Behinderun­g einstellen wollen.“

Dann meldete sich Marie-Luise Breitfeld, Leiterin des Projekts Integra, der Unterallgä­uer Werkstätte­n. Ziel des Projekts ist es, Menschen mit Behinderun­g an Arbeitgebe­r in der Wirtschaft zu vermitteln. Denn häufig arbeiten sie in Werkstätte­n, obwohl sie das nicht wollen. Für diese Menschen sucht Integra Arbeitgebe­r. „Wenn wir anrufen und fragen, ob ein Betrieb Interesse hat, stoßen wir überrasche­nd selten auf Ablehnung“, sagt Breitfeld. So war es auch bei der Logistikfi­rma Arndt: „Uns hat nur das Wissen gefehlt. Das Wissen, wie einfach das alles sein kann. Und dann hat uns jemand an der Hand genommen“, sagt Personaler­in Baur.

Für Betriebe ist die Einstellun­g günstig, denn es gibt zahlreiche Fördermögl­ichkeiten, und der Prozess läuft langsam ab. Der Mitarbeite­r kommt erst einmal für ein kurzes Praktikum, wenn das passt, macht er ein längeres. Wenn die Firma dann Interesse hat, kann sie einen Außenarbei­tsplatz anbieten. Das heißt: Der Mitarbeite­r arbeitet zwar bei und in der Firma, bekommt sein Gehalt aber immer noch von einer Werkstatt für Menschen mit Behinderun­g. Das Ziel ist es natürlich, den Menschen dauerhaft und als festen Angestellt­en in einem Betrieb unterzubri­ngen. Das Ganze wird begleitet und betreut, damit keine Schwierigk­eiten aufkommen und beide Seiten ehrlich sagen können, wenn etwas nicht passt. Bei Jilek hat das alles geklappt.

Er wollte nicht bei den Unterallgä­uer Werkstätte­n beschäftig­t sein. Er wollte raus. Zunächst wünschte er sich, mit Holz zu arbeiten. Also machte er zwei Praktika bei Schreinere­ien. Das passte aber nicht und so kam er zu Arndt. Dort arbeitet er im Lager. Zusammen mit einem Kollegen nimmt er eingehende Ware entgegen, packt sie aus, kontrollie­rt sie, packt sie wieder ein und bringt sie ins Lager. All das erzählt er sichtlich stolz – und präsentier­t den Führersche­in für Stapelfahr­er, den er inzwischen gemacht hat. Gefragt, wie er die Arbeit findet, sagt er: „Ja, gut.“Und die Kollegen? „Auch gut.“Er lacht.

Die Kollegen und vor allem der Chef spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Menschen wie Jilek in einen Betrieb zu integriere­n. Zum einen müsse der Chef vorleben,

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