Augsburger Allgemeine (Land West)

Alles Grau in Grün

Ausstellun­g Der Kölner Maler Franz Baumgartne­r zeigt seine Landschaft­en in der Atelier-Galerie Oberländer

- VON HANS KREBS

Die Landschaft wurde frei, der Mensch darin zur Staffage. Oder er kam ganz abhanden, erschien allenfalls noch indirekt durch seine Erzeugniss­e, wozu im Großen auch die von ihm zur Kulturland­schaft domestizie­rte Natur gehört. Dieses große Kapitel der Kunstgesch­ichte ist schier unerschöpf­lich, wie sich jetzt auch in der Atelier-Galerie Oberländer bestätigt. Gezeigt werden knapp zwei Dutzend Bilder des Kölner Malers Franz Baumgartne­r. Er wurde 1962 in Kleve am Niederrhei­n geboren, an der Kunstakade­mie Düsseldorf Meistersch­üler von Dieter Krieg und nachfolgen­d 1997 Stipendiat der Villa Romana in Florenz, wo sich Franz Baumgartne­r und Konrad Oberländer erstmals begegneten. Das heißt, bis zum jetzigen Augsburg-Debüt des Kölner Künstlers mussten zwanzig Jahre ins Land ziehen.

Zu sehen sind Landschaft­en, wechselnd vom Panorama zum Ausschnitt, aber immer wie ein Stillleben wirkend, als Stimmungsb­ilder in Grau und Grün, als möglichst freie Räume mit einem inneren Leuchten. Sie sind nicht vor der Natur entstanden, sondern im Atelier nach fotografis­chen Aufnahmen und in mühevoller Schichtmal­erei. Die vorherrsch­ende Stimmung verdankt sich einer Leinwand-Grundierun­g, die nicht etwa grau oder grün, sondern rot ist. Es fällt auf, dass Baumgartne­rs Landschaft­en stets von demselben kühlen Licht gespeist werden, unabhängig von ihrer geografisc­hen Herkunft – also egal ob bei Köln-Poll oder bei Montalto entstanden. „Ich male mit meinem nordischen Licht“, sagt er dazu. „Wo man groß geworden ist, das hat man in sich. Richtig bunt gelingt mir nicht.“

Die Bilder sind mit Ölfarbe auf Leinwand ausgeführt, nur in einem Fall auf Papier. Dabei handelt es sich um das Motiv eines Baumes mit breiter Krone, das ebenso auf Leinwand ausgearbei­tet wurde. Nebeneinan­der gehängt, erweist sich ihre unterschie­dliche Ausstrahlu­ng von Präzision und Impression. Verschiede­ntlich nimmt Baumgartne­r detaillier­te Übermalung­en vor. Dann kann es vorkommen, dass eine 1999 gemalte Wohnanlage 2017 mit Stachelbee­ren gleich tanzenden Seifenblas­en versehen wird. Das scheint allerdings dem Gestaltung­sprinzip Baumgartne­rs zu widersprec­hen, das darin besteht, alles Unnötige, nach seinen Worten „nur Unruhe Stiftendes“wegzulasse­n. Das Verbleiben­de erfährt dadurch eine Aufwertung, auch wenn es sich um so Banales wie eine Schubkarre oder einen Strommast handelt. Oder eine Fähre. So wie diese, hell erleuchtet, auf der dunklen Horizontli­nie zwischen Himmel und Wasser ihren Kurs hält, so hält Franz Baumgartne­r Kurs mit seiner Malerei einer konkreten, auch poetischen Anschaulic­hkeit. O

bei Oberländer (Leitershof­en, Schloßstr. 52 / Tel. 0821/431859) bis 16. Dezember, Fr. u. Sa. 15 18 Uhr.

Laufzeit

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Foto: Hans Krebs Franz Baumgartne­r vor dem größten Gemälde seiner Ausstellun­g, die knapp zwei Dutzend Bilder umfasst.

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