Augsburger Allgemeine (Land West)
Erstes Projekt einer Neusässer WG
Premiere Die Bewohner des neuen Hauses der Musik haben ein gemeinsames Konzert einstudiert. Stadtkapelle, Kammerorchester, Musikschule und Stereoton harmonieren unter einem Dach und auf der Bühne
Neusäß
Das Proben unter einem Dach trägt Früchte: Die Bewohner des Hauses der Musik haben erstmals ein gemeinsames Konzertprojekt auf die Beine gestellt. Sie führten in der Stadthalle Neusäß Prokofjews „Peter und der Wolf“auf. Beteiligt an der Gemeinschaftsproduktion waren die Stadtkapelle, Kammerorchester, Musikschule und Stereoton.
Ein wichtiges Ziel beim Bau des Hauses der Musik war den Stadträten, dass die darin untergebrachten musikalischen Gruppen leichter und enger zusammenarbeiten. Vorleser Markus Bzduch, Leiter des Stereotons, war die entscheidende Triebfeder für das Projekt „Peter und der Wolf“. „Nachdem ich privat Stings Version davon gehört habe, dachte ich, das ist was für ein Gemeinschaftsprojekt“, erzählt er. Toll fand er die „lockere Atmosphäre unter den Musikern, die ein ernstes Arbeiten aber nicht ausschlossen“. Bzduch fand es eine „tolle Sache, dass wir das ausprobieren durften“.
für den Dirigenten Wolfgang Weber war dieses Projekt „ein sehr schönes Erlebnis, da keiner Allüren hatte“. Dirigentenkollege Peter Weber von der Stadtkapelle übernahm die Proben der Bläser, er selbst die Proben der Streicher. Seit Ende September habe man dann gemeinsam geprobt. Auch Achim Binanzer, Chef der Neusässer Singund Musikschule, freut sich über die immer wieder neu entstehenden „Synergieeffekte unseres Hauses“. Ein Haus, das Bürgermeister Richard Greiner als „Leuchtturmprojekt“bezeichnet, weil dieses Haus der Musik weit über die Region hinaus strahle.
Während der musikalisch untermalten Lesung sieht man viele wie gebannt blickende Kinder, die mucksmäuschenstill der Geschichte in Wort und Ton lauschen. Fast wartet man auf die berühmte Stecknadel, die beim Fallen Lärm machen so leise ist es, als die Klarinette die Katze durch den Wald schleichen lässt. Die Musik vermittelt gute Laune, Spannung, Dramatik und: ein Happy End. Zum Schluss ist alles gut.
Das merkt man auch am begeisterten Beifall der Zuschauer am Ende. Den Schwestern Clara, neun, und Rebecca, acht, aus Neusäß hat es wie vielen sehr gut gefallen. „Vor allem die Streichinstrumente, die für Peter stehen, waren toll!“, strahlt Rebecca. Ihre Mutter Sylvie Juraschitz ergänzt: „Es ist immer beeindruckend, Musikstücke live und so unmittelbar zu erleben.“Für Benjamin Donié aus Walkertshofen waren die Trommeln und Pauken, die die Jäger darstellen, am besten. Der Neunjährige kennt sowohl das Buch als auch die DVD des Prokofjew-Stücks.
Nächstes Jahr am 17. Juni wird das Stück, allerdings dann mit Dirigent Peter Weber, im Rahmen des Neusässer Musiksommers in dieser Zusammensetzung wiederholt – eine Chance für alle, die diesmal nicht dabei waren oder diese musiAuch kalische Geschichte noch einmal erleben wollen.
Im zweiten Teil des Abends nahm die Stadtkapelle Neusäß, unterstützt vom Jugendblasorchester der Singund Musikschule, auf der Bühne Platz. In gewohnt lockerer und informativer Weise führte Katrin Böck durchs Programm des Herbstkonzerts. Gleich zu Beginn wurden die Zuhörer in die Märchenwelt der Gebrüder Grimm entführt. Mit eikönnte, nem Potpourri aus der bekannten Humperdinck-Oper „Hänsel und Gretel“, arrangiert von Heinz Herrmannsdörfer, gelang der Start. Fulminant ging es mit drei Teilen aus E. T. A. Hoffmanns „NussknackerSuite“, vertont von Pjotr Illjitsch Tschaikowsky weiter. Der schnelle „Marsch“forderte alle Register technisch heraus.
Märchenhaft ging es mit „Gullivers Reisen“ins Land der Riesen und Zwerge. In vier kurzweiligen Sätzen vertonte Bert Appermont den bekannten Märchenklassiker von Jonathan Swift. Beginnend in Liliput, weiter über das Land der Riesen und die schwimmenden Inseln, endete die Reise im fetzig intonierten Wilden Westen. Mit der West Side Story versetzte die Stadtkapelle ins New York der 50er-Jahre. Bei der „Sobulanka-Polka“, die auch unter dem Namen „RübezahlPolka“bekannt ist, übernahm der Zweite Dirigent, Markus Donderer, die Leitung. Unter seiner Führung ließen die Musiker hören, dass sie sich nicht nur in der konzertanten Blasmusik wohlfühlen.