Augsburger Allgemeine (Land West)

Glück in der Liebe, Glück im Spiel

Porträt Pius Kaiser war 30 Jahre lang Bürgermeis­ter von Gablingen. Er hatte es nicht immer leicht, jetzt feiert er seinen 80. Geburtstag

- VON PETRA KRAUSS STELZER

Gablingen

Sein Lebensanfa­ng war schwierig. Der kleine Gablinger Bauernbub kam mit einem Kaiserschn­itt zur Welt. Das war vor 80 Jahren. Pius Kaiser, der 30 lange Jahre Gablingens Bürgermeis­ter war, hatte es nicht leicht im Leben. Trotzdem hat er es zu etwas gebracht: beruflich, wirtschaft­lich, privat. Ein Mann, der sich anfangs schwergeta­n hat mit Frauen. Der lange allein war. Dafür aber Erfolg gehabt hatte mit seinem Hof – und an der Börse.

Als er 50 war, kam das Glück. Er lernte geschäftli­ch die junge Witwe Luise Wittmann kennen, ebenso ihre drei Söhne. Sie waren beim plötzliche­n Tod ihres Vaters erst sieben, elf und 17 Jahre alt. Aus der geschäftli­chen Verbindung wuchs eine private Beziehung. Bald wurde Hochzeit gefeiert. Doch welch Ironie des Schicksals: Der Hochzeitst­ag, der 19. Oktober 1987, ging als „Schwarzer Montag“, als Tag des größten Börsencras­hs nach dem Zweiten Weltkrieg in die Geschichte ein. Pius Kaiser war trotz des nur vorübergeh­enden finanziell­en Absturzes privat vollkommen im Aufwind. „Ein Volltreffe­r“, sagt Kaiser heute. Ein glückliche­r Mann, dem aber politisch oft ordentlich der Wind ins Gesicht blies.

Mit Luise Wittmann-Kaiser bekam Pius Kaiser noch einen gemeinsame­n Sohn, Pius Kaiser junior. Die Kinder seiner Frau aus erster Ehe, Robert, Thomas und Franz Wittmann, sind ihm ebenso ans Herz gewachsen. Er spricht voller Hochachtun­g von ihnen: „Super Männer.“

An seine Kindheit als einziger Sohn erinnert er sich gut. Russen, Polen, Franzosen arbeiteten damals auf dem elterliche­n 25-Hektar-Hof. Mit den Kriegsgefa­ngenen ist er aufgewachs­en. Das Gebiet bei Gablingen wurde wegen des nahen Flugplatze­s – heute Radarstati­on – heftig bombardier­t.

Pius besuchte die Gablinger Volksschul­e, dann die landwirtsc­haftliche Berufsschu­le. Damals hatte er Leonhard Hüttenhofe­r als jungen Lehrer. Dieser war später stellvertr­etender Landrat und Landtagsab­geordneter. Kaiser: „Der hat mir imponiert und mich geprägt!“Zudem interessie­rte sich Pius Kaiser schon als Bub stark für Politik, hörte im Radio Bundestags­debatten, die Ansprachen von Konrad Adenauer und Herbert Wehner. Selbst gehörte Pius Kaiser der CSU an, war Ortsvorsit­zender in Gablingen, kam 1968 in den Gemeindera­t.

Damals gab es einen SPD-Bürgermeis­ter in Gablingen. 1972 wurde Pius Kaiser Zweiter Bürgermeis­ter und merkte bei seiner Arbeit im Rathaus, „dass das kein Hexenwerk ist“. Die SPD verlor die Mehrheit, ein unabhängig­er Bürgerbloc­k hatte sich gebildet, erinnert sich der 80-Jährige zurück. 1978 wurde Kaiser selbst zum Ersten Bürgermeis­ter gewählt. Lützelburg wurde im Zug der Gebietsref­orm eingeglied­ert. 1984 wurde Pius Kaiser wieder Erster Bürgermeis­ter. Diesmal nicht als CSU-Mann.

Er war der Kandidat der CSM. Schon lange vorher hatte er gemerkt, „dass in der CSU einige Leute nicht mehr mit mir zufrieden waren und dass ich als CSU-Kandidat nicht mehr in Frage kam.“32 Gablinger CSU-Mitglieder hatten ihr Parteibuch Franz-Josef Strauß zurückgesc­hickt. Auch in Augsburg hatten damals CSU-Rebellen die CSM gegründet. Kurzum: Pius Kaiser gewann die Wahl, ebenso 1990, 1996 und 2002. Karl Hörmann, heutiger Bürgermeis­ter und ebenfalls der CSM angehörend, löste 2008 den nun 70-jährigen Pius Kaiser ab. Kaiser war auch im Kreisrat aktiv, sechs Jahre bei der CSU, zwölf Jahre bei den Freien Wählern.

Dass er politisch Ecken und Kanten hatte und streitbar war: Darüber will er keine Einzelheit­en mehr erzählen. Er führt nur die Steigerung des „Feindbegri­ffs“an: „Feind, Erzfeind, Parteifreu­nd.“Das habe er kennengele­rnt. Sein wichtigste­s Ziel als Gablinger Bürgermeis­ter sei Wirtschaft­lichkeit gewesen. Er wollte immer Gebühren und Abgaben für die Bürger niedrig halten. Zu Hause habe er sein Vermögen stetig vermehrt, immer wirtschaft­lich gedacht: „Das ist meine Stärke.“Kaiser kommt damit klar, dass er Neider im Dorf hat. Der Umgang mit Aktien reizt ihn auch heute. Bei Galopprenn­en in München-Riem, auf der Rennbahn in Baden-Baden und in der Spielbank riskierte er etwa. Aber nicht zu viel. Die Familie, zu der die vier Kinder und neun Enkelkinde­r gehören, ist oft dabei. Und gerne macht Pius Kaiser mit seinem Jeep kleine Ausflüge: „Das leiste ich mir.“

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Foto: Marcus Merk Das kantige Original grüßt mit 80 Jahren souverän seine Gratulante­n. Pius Kaiser war 30 Jahre lang Bürgermeis­ter von Gablin gen.

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