Augsburger Allgemeine (Land West)
Kleiner Flirt zwischen den Chefs von Adidas und Puma
Sportartikel Statt Rivalität zeigen die beide Firmen heute Gelassenheit
Nürnberg
Da haben sich offenbar zwei gefunden. Kasper Rorsted und Björn Gulden sitzen im Hörsaal der Technischen Hochschule Nürnberg beisammen und scheinen sich prächtig zu verstehen. Das zeigt schon die Optik: Die Chefs von Adidas und Puma sind im Partnerlook gekommen. Ihre Füße stecken standesgemäß in schwarzen Turnschuhen, die beide Herren mit Jeans und modischen Trainingsjacken kombiniert haben. Den Plausch der beiden Skandinavier darf man getrost als Meilenstein in der Historie der Sportartikelhersteller bezeichnen.
2009 wurde bereits Geschichte geschrieben, als gemischte Teams beider Firmen zusammen Fußball spielten. Und nun ist es das erste Mal, dass Chefs von Adidas und Puma im Rahmen einer Veranstaltung der Nürnberger Nachrichten gemeinsam öffentlich auftreten. Was wohl Adi und Rudi Dassler von der Szenerie im Hörsaal gehalten hätten? Also jenes ungleiche Gespann, das vor mehr als 90 Jahren in Herzogenaurach eine gemeinsame Schuhfabrik aufzog, sich dann aber heillos zertritt – und so am Ende den Entstehungsmythos zweier Weltkonzerne erst begründete. Der Zwist der Gebrüder gilt als Kult und war schon Stoff für TV-Filme. Ob die heutigen Firmenlenker von der Rivalität noch etwas spürten?
„Absolut null“, antwortet Adidas-Chef Rorsted bestimmt – und legt nach: Er hoffe zwar, dass der Kunde Produkte seines Unternehmens kaufe. „Aber wenn nicht, was schwer nachvollziehbar ist, dann lieber bei Puma als irgendwo anders.“
Puma-Chef Gulden, selbst früher als Fußballer aktiv, passt den Ball galant zurück. Beide Unternehmen pflegten inzwischen ein gutes Verhältnis. Wenn jemand neben Puma Erfolg haben soll, dann sei es Adidas. „Das meinen wir so“, sagte er. Klar, natürlich wolle Puma aufholen und besser werden, sagt der PumaChef mit Blick auf den besser aufgestellten Wettbewerber. Aber es handele sich um gesunde Konkurrenz.
Eine gewisse Skepsis bei so viel Eintracht bleibt aber doch. Was denn mit all den Rechtsstreitigkeiten um Patentrechte sei, die sich Puma und Adidas untereinander viel häufiger lieferten als etwa mit dem Branchenprimus Nike?, fragt ein Moderator. Rorsted wiegelt ab. „Große Firmen stehen immer im Rechtsstreit mit anderen Firmen. Das ist das Tagesgeschäft, und das muss man ganz klar trennen.“Gulden ergänzt schelmisch: „Wir haben zwei große Rechtsabteilungen – die muss man mit irgendwas beschäftigen.“Das Publikum lacht.
Das ungleiche Duo Rorsted und Gulden liebt es offenbar, sich die Bälle zuzuspielen.
Bernard Darko, dpa