Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Schleiereu­le kämpft, die Amsel flieht

Tierwelt Der Winter bereitet vielen Vögeln Schwierigk­eiten. Wie mehr Tiere die Jahreszeit überleben könnten

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Einst waren Schleiereu­len das Beste, was einem Landwirt passieren konnte. Brüteten sie in der Scheune, war das Getreidela­ger meist mäusefrei. Mittlerwei­le jedoch fehlen Brutplätze, und die nassen Winter schaden den Tieren zusätzlich. Die Folge: In Bayern gibt es offenbar immer weniger Schleiereu­len.

„Die Schleiereu­le hat in den letzten drei, vier Jahren extrem gelitten. Die Winter haben den Tieren arg zugesetzt“, sagte Christiane Geidel vom Landesbund für Vogelschut­z in Bayern (LBV). Die Eule mit der auffällige­n Herz-Zeichnung im Gesicht gehört zu den seltenen Brutvögeln. Dem Brutvogela­tlas zufolge hatte es bis 2009 in Bayern etwa 1300 bis 1700 Schleiereu­len-Paare gegeben. „Ich bin der Meinung, dass wir aktuell tatsächlic­h weniger haben“, sagte Geidel, die auch stellvertr­etende Vorsitzend­e der Deutschen Arbeitsgem­einschaft zum Schutz der Eulen ist.

Die vergangene­n Winter waren dem Tier zu nass und zu schneereic­h. Die Schleiereu­le sei ein ausgesproc­hener Mäusejäger. Wichtig sei, dass die Tiere vor der Brut im Frühjahr in eine entspreche­nde Kondition kämen. „Deshalb müssen sie im Winter viel fressen“, erklärte die Biologin. Ein Schleiereu­lenjunges frisst in einer Nacht zwei bis drei Mäuse. Finden sie aufgrund der Witterung nur wenige Mäuse, sterben sie.

Ein weiterer Grund für den Rückgang der Brutpaare in Bayern ist, dass die Eulen immer weniger Brutplätze finden. „Früher haben Landwirte ganz bewusst ihre Scheunen mit Eulenlöche­rn offen gelassen. Den Wert des Tieres haben wir durch unser Sauberkeit­sempfinden ein bisschen verdrängt, weil die Tiere selbst auch Dreck machen“, sagte Geidel. Vogelschüt­zer begrüßen daher Projekte, bei denen gezimmerte Brutkästen in Scheunen eingebaut werden.

Während die Schleiereu­len hierzuland­e mit den Wintern kämpfen, setzen Amseln beim Überlebens­kampf auf den Flug nach Süden. Eine gute Idee, wie nun Forscher des Max-Planck-Instituts für Ornitholog­ie in Radolfzell im Fachblatt eLife berichten. Im Süden überwinter­nde Amseln überleben demnach die kalte Jahreszeit eher als ihre in Mitteleuro­pa bleibenden Artgenosse­n. Die Amseln gehören zu den sogenannte­n Teilzieher­n. Einige fliegen in Richtung Süden, einige bleiben hier. Das Team

um Daniel Zuñiga hatte in den Sommerhalb­jahren 2009 bis 2016 fast 500 Amseln rund um Radolfzell am Bodensee kurzzeitig gefangen und mit Peilsender­n und Ringen versehen. So konnten die Forscher die Vögel mehrere Jahre lang verfolgen.

„Der Winter ist die kritischst­e Phase im Leben einer Amsel: In dieser Zeit sterben die meisten von ihnen, egal ob sie in den Süden ziehen oder hierbleibe­n. Die Zugvögel überleben ihn aber deutlich häufiger als die Standtiere“, sagt Zuñiga. In Europa leben geschätzt eineinhalb Milliarden Singvögel. Die Hälfte davon fliegt im Herbst nach Süden. Der Flug ist gefährlich, aber im Süden ist es wärmer und es gibt es mehr Nahrung.

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