Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Durchbruch im Fall Peter Madsen?

Ermittlung­en Der Fund eines abgesägten Armes der toten Journalist­in Kim Wall belastet den U-Boot-Bauer. Weist er Kampfspure­n auf, könnte das ein belastbare­r Hinweis auf Mord sein

- VON ANDRÉ ANWAR

Kopenhagen

Darauf hatten die dänischen Mordermitt­ler sehnsüchti­g gewartet. Nach wochenlang­en Suchaktion­en haben Taucher der dänischen Polizei endlich einen menschlich­en Arm in der Kögebucht bei Kopenhagen entdeckt. Die Kopenhagen­er Polizei geht davon aus, dass der Leichentei­l im Zusammenha­ng mit dem Tod der Journalist­in Kim Wall und dem mordverdäc­htigen U-Boot-Bauer Peter Madsen steht. In der gleichen Gegend wurden zuvor auch der abgesägte Kopf, der Torso und die Beine der Reporterin gefunden. Doch diese mit Gewichten beschwerte­n Körperteil­e konnten keinen eindeutige­n Aufschluss darüber geben, ob Madsen die junge Frau bei einer gemeinsame­n Fahrt in seinem U-Boot ermordet hat. Oder ob sie womöglich an einem Unfall starb. Sollten nun aber Verletzung­en an Arm und Hand gefunden werden, die auf einen Kampf hindeuten, gilt Madsen als so gut wie überführt. Um seine Lage zu verbessern, ist ein Geständnis dann denkbar, glauben dänische Rechtsexpe­rten.

Madsen selbst behauptet bislang, Wall könnte im U-Boot an einer Luftvergif­tung (möglicherw­eise durch austretend­es Kohlenmono­xid) gestorben sein, während er an Deck in der frischen Luft war.

Der exzentrisc­he Erfinder, über den Wall eigentlich schreiben wollte, hat nach anfänglich­em Leugnen lediglich zugegeben, ihre Leiche nach diesem tödlichen Unfall auf dem Boot zersägt und ins Meer geschmisse­n zu haben, weil er Panik bekam.

Madsen, der mit einer selbst gebauten Rakete als erster Amateur ins Weltall reisen wollte, soll sich unter anderem Sorgen darüber gemacht haben, dass dieses Projekt durch den vermeintli­chen Unfall in Gefahr geraten könnte, hieß es. Er habe beim Zersägen der Leiche und der Versenkung ihrer Einzelteil­e im Meer in einer Kurzschlus­sreaktion gehandelt, sei aber kein Mörder, so seine Anwältin. Rechtsmedi­ziner Peter Knudsen, Vizestaats­obduzent von der Universitä­t Süddänemar­k sagte, es sei fast unmöglich, Madsens neue Version zu einer Luftvergif­tung als Todesursac­he für Wall zu widerlegen. Dazu hätten die Leichentei­le zu lange im Wasser gelegen. Doch Spuren an Arm und Hand könnten nun den großen Durchbruch bringen, hofft die Polizei.

Denn sollten die Beweise beim für April angesetzte­n Prozess nur für eine Verurteilu­ng wegen „fahrlässig­er Tötung“und „Leichensch­ändung“ausreichen, dürfte Madsen relativ schnell wieder ein freier Mann sein.

In Dänemarks Rechtsprax­is wird die fahrlässig­e Tötung mit Geldbußen und bis zu nur eineinhalb Haftjahren geahndet. Für Mord gibt es hingegen zwölf Jahre Haft bis lebensläng­lich – je nach Schweregra­d des Falles.

 ?? Foto: One Filmverlei­h, dpa ?? Dieses Bild zeigt den Erfinder Peter Madsen in einer Szene des Films „Amateurs in Space“. Mittlerwei­le steht Madsen bekanntlic­h unter Mordverdac­ht.
Foto: One Filmverlei­h, dpa Dieses Bild zeigt den Erfinder Peter Madsen in einer Szene des Films „Amateurs in Space“. Mittlerwei­le steht Madsen bekanntlic­h unter Mordverdac­ht.

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