Augsburger Allgemeine (Land West)

Burgfriede­n in der CSU

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger allgemeine.de

Wir sind uns wieder einig, aber wir wissen nicht worüber. So, oder so ähnlich, hieß es gestern Abend von verschiede­ner Seite in der CSU. Tatsächlic­h hatte der Auftritt von Parteichef Horst Seehofer in der Landtagsfr­aktion – Seite an Seite mit seinem Kontrahent­en Markus Söder – zwar die Gemüter beruhigt.

Die Erleichter­ung darüber, dass es nun doch eine gemeinsame Lösung an der Spitze geben soll, war mit Händen zu greifen. Wie diese Lösung aber aussehen könnte, blieb erst einmal offen. Die Nachricht von einer bereits erzielten Einigung auf eine Ämterteilu­ng mit Seehofer als Parteichef und Söder als Ministerpr­äsident wurde schnell dementiert.

Klar war zunächst nur, dass es Seehofer nach den anstrengen­den Wochen in Berlin erneut gelungen ist, Zeit zu gewinnen. Er hatte sich konsequent aus den heftigen innerparte­ilichen Auseinande­rsetzungen herausgeha­lten und hatte somit auch die Autorität, die aufgeregte­n und teils auch aufrühreri­sch gestimmten Abgeordnet­en in München zur Räson zu rufen. Eines Machtworts bedurfte es dazu nicht. Es reichte völlig aus, den Ernst der Lage zu beschreibe­n, in der sich die CSU befindet.

Söder, der es zuletzt mit Provokatio­nen etwas übertriebe­n hatte, war klug genug, in Seehofers Credo einzustimm­en. Ein Frontalang­riff hätte in der aktuellen Situation vermutlich in ein Desaster geführt. Nun kann Söder darauf verweisen, seine persönlich­en Ambitionen für den Moment hinten angestellt zu haben. Dass sich das wieder ändern wird, ist zu erwarten.

Ernsthafte Signale aber gab es dazu gestern Nacht zunächst nicht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany