Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Advent im Anmarsch

- VON JOSEF KARG jok@augsburger allgemeine.de

Jetzt ist sie wieder im Anmarsch, die stille Zeit, von der schon Karl Valentin sagte, dass es dann auch wieder ruhiger werde, wenn sie vorbei ist. Jede Ortschaft mit mehr als drei Häusern und jeder Verein mit mehr als sechs Mitglieder­n hat ja inzwischen als Ausdruck guter adventlich­er Gesinnung einen eigenen Weihnachts­markt mit jeweils eigenem Markenkern.

Der Überliefer­ung nach hat ja ein gewisser Jesus den bayerische­n Christkind­lmarkt erfunden, als er damals auf einer Hochzeit in Kana Wasser in Glühwein verwandelt­e. Wohl deshalb können sich die meisten Bayern heute eine Adventszei­t ohne Christkind­lmarkt nicht vorstellen.

Und ja, die Welt beneidet uns um unsere Wintermärk­te, die so heißen, obwohl der Winter faktisch seit Jahren erst nach deren Ende beginnt. Mit dieser christlich basierten Veranstalt­ungsreihe wärmen wir unsere kühlen Seelen. Auf diesen einzigarti­gen olfaktoris­chen und akustische­n Heimsuchun­gen, oft bestehend aus verbrannte­n Erdnüssen, gepunschte­m Wein und geschupfte­n Nudeln, huldigen wir unserer abendländi­schen Kultur.

Ist ja auch wunderbar, durch die engen Standreihe­n geschoben zu werden. Der Weihnachts­markt ist das beste Mittel gegen vorweihnac­htliche Einsamkeit, denn selten rückt man sonst seinen Mitmensche­n so nah auf die Pelle, ohne dass es zu größeren Schlägerei­en kommt. Und wer dann als Krönung des Bummels auch noch Schnäppche­nware der Handwerksk­unst aus der Gegend um Saigon ersteht, der hat das sichere Gefühl, dass an Weihnachte­n alles gut sein wird.

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