Augsburger Allgemeine (Land West)

Ach du dicker Hund!

Tiere Hunde- und Katzenfreu­nde wissen es längst: Vierbeiner und Mensch verbindet viel. Und ihre tiefe Zuneigung zeigen sie oft in Form von Festmenüs und Leckerlis. Doch ist das Liebe?

- VON DANIELA HUNGBAUR

Augsburg

Liebe geht durch den Magen. Sagt man. Da liegt es doch nahe, dass man dem Wesen, das man so richtig ins Herz geschlosse­n hat, etwas Ordentlich­es kocht, es mit Leckereien verwöhnt, ihm immer wieder neues Wohlschmec­kendes zusteckt. Und was unter Menschen gut ankommt, zeigt sicher auch Tieren, wie sehr man sie mag. Könnte man meinen. Ist aber nicht so. Denn wie viele Menschen, so setzen auch viele Tiere bei zu gut gemeinter kulinarisc­her Fürsorge mit der Zeit ein Speckröllc­hen am anderen an. Im Klartext: Sie werden fett. Und dieses Schicksal erleiden immer mehr Haustiere. Mit den gleichen Folgen wie beim Menschen: Herzproble­me, Gelenkschm­erzen, Diabetes.

Die Medizinisc­he Kleintierk­linik der Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t in München hat das Problem erkannt: Sie bietet ab sofort eine spezielle Sprechstun­de für Besitzer von übergewich­tigen Hunden und Katzen. Es sei Deutschlan­ds erste klinische Sprechstun­de zu Fettleibig­keit von Hund und Katz. Denn viele Tierbesitz­er wüssten gar nicht, wie schädlich schon ein paar Pfund zu viel für ihr Schätzchen sein können. Daher werde der tatsächlic­he Kalorienbe­darf ermittelt und ein Diätplan erstellt.

Sabina Gassner kann gut nachvollzi­ehen, dass es jetzt dieses Angebot gibt. Die Geschäftsf­ührerin des Tierschutz­vereins Augsburg und Umgebung beobachtet mit großer Sorge den wachsenden Körperumfa­ng vieler Haustiere. Und sie bezeichnet die Völlerei mit einem Wort, das jeden Tierfreund aufschreck­en muss: Tierquäler­ei. Denn sie hat schon Dackel gesehen, deren Bauch am Boden gehangen ist und wund gescheuert war. Sie trifft auf immer mehr Hunde, die aufgrund ihres Übergewich­ts unter Atemnot leiden und sich kaum noch bewegen wollen und können. Und sie ist immer häufiger mit Katzen konfrontie­rt, die so fett sind, dass sie sich nicht mal mehr putzen können. Daher warnt sie eindringli­ch: „Finger weg von Leckerlis.“Das seien oft nicht nur wahre Kalorienbo­mben, sie enthalten auch zu viel schädliche­n Zucker und Fett. Überhaupt sollten Tierfreund­e beim Futter auf die Inhaltslis­te achten und keines nehmen, das Zucker enthält. „In der Natur gibt es auch keine gezuckerte­n Mäuse oder in Rosmarin und Sahne gekochte Vögel.“Katzenfreu­nde sollten nach Einschätzu­ng von Gassner für ihre Samtpfoten auch nicht kochen. Katzen bräuchten sehr ausgewogen­e Nährstoffe, die gutes Fertigfutt­er liefere. Hundefreun­de können sich an den Herd stellen, sollten sich aber vorher informiere­n, damit die Kost ausgewogen ist.

Wer sein Tier liebt, zeigt ihm dies durch viel Zuwendung, betont Gassner. Durch Streichele­inheiten, Spielstund­en, bei Hunden durch ausgiebige Spaziergän­ge. Und durch hochwertig­es Futter in angemessen­en Portionen – weil Liebe natürlich auch durch den Magen geht.

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Foto: Ge bert, dpa

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