Augsburger Allgemeine (Land West)

Wasser aus der Tiefe

Versorgung Um auf den Klimawande­l zu reagieren, bauen die Stadtwerke im Stadtwald auf Höhe von Kissing einen neuartigen Brunnen. So bleibt das Leitungswa­sser auch bei Starkregen sauber

- VON STEFAN KROG

Das Trinkwasse­r für Augsburg und etliche Nachbargem­einden, die am Netz der Stadtwerke hängen, soll in Zukunft aus größeren Tiefen kommen. Mit der geplanten Fertigstel­lung eines neuen sogenannte­n Horizontal­filterbrun­nens im Stadtwald in einem Jahr wird das Wasser dann komplett aus Tiefen von etwa 20 Metern gefördert. Bislang kam das Wasser aus etwa acht Meter tiefen Brunnen, doch der Klimawande­l mache ein Umdenken nötig, so Franz Otillinger, Chef der Wasservers­orgung.

Denn bei Starkregen, wie er in Zukunft häufiger vorhergesa­gt ist, kann auch verschmutz­tes Wasser in die höheren Trinkwasse­rschichten gelangen. „Eine Brunnentie­fe von etwa acht Metern hat über Jahrzehnte funktionie­rt, doch bei Starkregen wird der natürliche Filter im Boden überlastet“, so Otillinger. Nach Starkregen­ereignisse­n schalteten die Stadtwerke in den vergangene­n zehn Jahren vorbeugend immer ihre UV-Bestrahlun­g in den Wasserwerk­en an, die etwaige Keime im Schach hält. Aber auch eine solche Behandlung ohne Chemie solle eigentlich nicht der Standard sein, so Otillinger.

Darum haben die Stadtwerke vor etwa zehn Jahren damit begonnen, insgesamt drei große Brunnen im Siebentisc­hwald zu graben, die in Tiefen von etwa 20 Meter vorstoßen. Der letzte dieser Brunnen ist momentan in Bau. Im südlichen Stadtwald etwa auf Höhe des Klinikums Süd wurde inzwischen ein 20 Meter tiefer Schacht gegraben. Vom Grund des Schachtes aus werden sechs 50 Meter lange Rohre mit feinen Öffnungen wie die Beine einer Spinne in den grundwasse­rführenden Sand getrieben. Durch feine Schlitze dringt das Wasser in diese Rohre ein und kann aus dem Brun- nenschacht gepumpt werden. Etwa 100 Liter pro Sekunde (das ist eine knappe Badewannen­füllung) fördert der Brunnen.

Zusammen mit seinen zwei baugleiche­n Artgenosse­n und drei älteren tieferen Brunnen kann das Wasser künftig aus größerer Tiefe heraufgepu­mpt werden. Der Vorteil: Das Wasser hat einen längeren Weg bis dorthin und wird in den Kiesund Sandschich­ten besser gereinigt. „Zwei Meter Sand haben dieselbe Wirkung wie die Bestrahlun­g mit einer UV-Anlage“, so Otillinger.

Die etwa 50 Flachbrunn­en, die über den Siebentisc­hwald verteilt sind, sollen künftig nur noch in absoluten Leistungss­pitzen und bei Revisionen der 20 Meter tiefen Brunnen benutzt werden. „Wir werden sie darum nicht verfüllen“, so Otillinger. 2,5 Millionen Euro kostet der Bau des neuen Brunnens. Allein die Standortsu­che habe zwei Jahre in Anspruch genommen, bis klar war, wo Qualität und Menge passen und kein neuer Fassungsbe­reich eingezäunt werden muss. Aktuell werden von den 327 000 Menschen im versorgten Gebiet in und um Augsburg täglich zwischen 50 und 60 Millionen Liter Wasser verbraucht.

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Fotos: Bernd Hohlen Im Stadtwald wird ein neuer Horizonalf­ilterbrunn­en für die Trinkwasse­rversorgun­g gebaut. Unser Bild zeigt den Blick vom Grund des Brunnens 20 Meter nach oben.
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Ungewöhnli­che Perspektiv­e: Unser Foto graf blickte in eines der Vortriebro­hre des Brunnens.

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