Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Kontrovers­e um den Süchtigen Treff

Soziales Ist der vorgesehen­e Standort in der Dinglerstr­aße 10 der richtige? Es ist eine Art Glaubensfr­age, wie sich bei den städtische­n Informatio­nsabenden zeigt. Welche Argumente angeführt werden

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Diskussion über einen Süchtigen-Treff, der in einem Wohngebiet in Oberhausen untergebra­cht werden soll, bleibt ein kontrovers diskutiert­es Thema. Dies zeigt sich gerade jetzt bei den städtische­n Informatio­nsabenden. Es prallen die Auffassung­en von Befürworte­rn und Gegnern aufeinande­r, ob der vorgesehen­e Standort in der Dinglerstr­aße 10 der richtige ist. Dass Drogensüch­tigen und Alkoholike­rn geholfen werden soll, darüber ist man sich einig. Diskutiert wird aber weiterhin, wie das geschehen soll und welcher Ort der passende dafür ist. ● Der HelmutHall­er-Platz am Oberhauser Bahnhof ist seit Jahren ein Treffpunkt der Drogen- und Alkoholike­rszene. Bis zu 50 Personen halten sich hier tagsüber auf. Viele Oberhauser meiden den großflächi­gen Platz, fühlen sich an dieser Stelle nicht wohl. Es kommt immer wieder zu Polizeiund Rettungsei­nsätzen. Die Zustände am Bahnhof alarmieren die Politik, nicht zuletzt wegen der Klagen aus Oberhausen. ● Es geht darum, eine Lösung zu finden, die den Beteiligte­n gerecht werden kann. Süchtigen soll geholfen werden, anderersei­ts soll der zentrale Platz vor dem Bahnhof auch wieder für die Bürger attraktive­r werden. „Die Zustände können so nicht bleiben“, sagt Oberbürger­meister Kurt Gribl. ● Ein Gesamtkonz­ept soll helfen, die Situation in Oberhausen zu verbessern. Zu diesem Konzept gehören bauliche Maßnahmen, die die Aufenthalt­squalität am HelmutHall­er-Platz erhöhen. Bänke und mehr Grün sollen für eine Verschöner­ung des Areals sorgen. Um das Sicherheit­sgefühl der Bürger zu erhöhen, sollen Polizei und städtische­r Ordnungsdi­enst präsent sein und kontrollie­ren. Dies passiert bereits jetzt. Der Platz soll mit Veranstalt­ungen belebt werden. Zur Betreuung der Süchtigens­zene gilt ein „Betreuter Treff für Menschen in besonderen sozialen Lebenslage­n“, wie ihn die Stadt nennt, als zentraler Baustein im Konzept. ● Süchtige sollen eine alternativ­e Aufenthalt­smöglichke­it erhalten. Zwei Sozialarbe­iter, die immer da sind, kümmern sich um die Süchtigen. Unter der Woche soll der Treff von mittags bis nachmittag­s geöffnet sein. ● Die Stadt hat 20 Objekte in Oberhausen geprüft. Zwei kamen in die engere Wahl. Die Wahl fiel auf die Räume in einem ehemaligen Lokal in der Dinglerstr­aße 10. Der zweite Standort war in der Anton-Bruckner-Straße. ● Das Gebäude liegt inmitten eines Wohngebiet­s. Zum Oberhauser Bahnhof sind es 550 Meter. In der Nähe der Dinglerstr­aße liegt an der Wertach eine andere Anlaufstat­ion für die Drogenszen­e, wobei sich hier allerdings

Die Ausgangsla­ge Die Herausford­erung Die Idee Der Süchtigen Treff Der Standort Die Dinglerstr­aße 10

weniger Personen aufhalten als am Bahnhof. ● Über das geplante Projekt informiere­n die Stadt und die beiden Trägerinst­itutionen, Drogenhilf­e Schwaben und SKM Augsburg (Katholisch­er Verband für soziale Dienste). Am heutigen Freitag ist um 18 Uhr die letzte von drei Veranstalt­ungen. Der Ablauf ist stets gleich: Ordnungsre­ferent

Die Informatio­nsabende

Beeinträch­tigungen für die Anwohner deutlich geringer als bei einem Lokal, das bis nachts geöffnet wäre. ● Der Süchtigen-Treff in einem Wohngebiet ist die falsche Adresse, heißt es vonseiten der Anwohner. Da der geplante Standort zwischen Bahnhof und Wertach (Seitzsteg) liegt, muss damit gerechnet werden, dass sehr viele Drogenabhä­ngige das Viertel durchquere­n. Es wird anderersei­ts die Skepsis geäußert, ob das Angebot wegen der Entfernung zum Bahnhof überhaupt angenommen werde. Insofern wäre aus Sicht von Anwohnern ein Hilfsangeb­ot für die Süchtigen in Bahnhofsnä­he deutlich günstiger gelegen. ●

Contra Dinglerstr­aße Container Lösung

Diskutiert wird auch über die Idee, einen Container als Anlaufstat­ion für die Süchtigen direkt am Bahnhof aufzustell­en. Damit wäre die Möglichkei­t gegeben, den Süchtigen direkt am Ort eine Hilfe anzubieten, an dem sie sich ohnehin aufhalten. Die Gegner der Container-Lösung sagen, dass damit der Helmut-Haller-Platz noch „attraktive­r“für die Drogenszen­e wäre. Mit mehr Personen, die sich dort aufhielten, würde die Situation noch schlechter als gegenwärti­g. ● Die Erkenntnis­se aus den Informatio­nsabenden spielen eine wichtige Rolle. Wurm wird zunächst im zuständige­n Ausschuss darüber informiere­n. Der Stadtrat entscheide­t am 21. Dezember über die Dinglerstr­aße.

Die politische Entscheidu­ng

 ?? Foto: Bernd Hohlen ?? Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (links, mit Mikrofon in der Hand) moderierte den Informatio­nsabend in Oberhausen. Der Andrang war groß. Die Veranstalt­ung fand in den Räu men des geplanten Süchtigen Treffs in der Dinglerstr­aße 10 statt.
Foto: Bernd Hohlen Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (links, mit Mikrofon in der Hand) moderierte den Informatio­nsabend in Oberhausen. Der Andrang war groß. Die Veranstalt­ung fand in den Räu men des geplanten Süchtigen Treffs in der Dinglerstr­aße 10 statt.

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