Augsburger Allgemeine (Land West)
Aus dem Kinderzimmer auf die große Bühne
Musik Der Sänger Danny Keen wurde einst als „die neue deutsche Stimme“bezeichnet. Nach wie vor begeistert der Gersthofer ein großes Publikum. Warum er in der Schlagerwelt dennoch nicht etabliert ist
Gersthofen
„Kann dir nicht widersteh’n, / kann nicht mehr aufhör’n, dich anzuseh’n.“Mit diesen Zeilen aus seiner Debütsingle „Selbst der Mond wird rot“schaffte es Danny Keen vor ein paar Jahren bis auf den sechsten Platz der Musicload-Schlager-Charts. Jetzt ist dem seit vielen Jahren in Gersthofen lebenden Sänger ein neuer Coup gelungen. Bei den Schlagertagen in Friedberg tritt er im Mai mit Stars wie David Hasselhoff, DJ Ötzi, Guildo Horn, Voxxclub und Claudia Jung auf.
Das Gastspiel mit den Größen der Schlagerszene kommt nicht von ungefähr. „Seit ich denken kann, hat Musik mein Leben geprägt“, erzählt Danny Keen. „Sie begleitet mich fast immer und überall.“Für ihn sei Musik die schönste Sprache der Welt. Dabei begann alles wie im Märchen. Bis zu seinem 15. Lebensjahr sang Daniel Hajduk, so der bürgerliche Namen von Danny Keen, heimlich in seinem Zimmer – immer wenn seine Eltern in der Arbeit oder beim Einkaufen waren. Dann schrieb er seinen ersten Song: „You’re the One for Me“. Mit ihm bewarb er sich bei einem privaten Fernsehsender.
Von da an überschlugen sich die Ereignisse. Der Teenager wurde von dem TV-Sender zu einer Livesendung eingeladen. „Ich war – mehr noch natürlich meine Eltern – überrascht, aber auch skeptisch und zugleich abenteuerlustig“, berichtet Keen. Bereits kurze Zeit darauf spielte er im Vorprogramm der damals sehr erfolgreichen Popsängerin Jeanette Biedermann. Er sang vor rund 3000 Zuhörern. „Bis dahin war ich noch nie auf einem Konzert“, so der Sänger. „Und dann musste ich gleich selbst eines geben. Eine total surreale Situation.“
„Von da an wollte ich die Bühne am liebsten gar nicht mehr verlassen“, blickt der 31-Jährige zurück. Es folgten Shows in der Dortmunder Westfalenhalle, im Vorprogramm der Spider Murphy Gang, im SAT.1-Frühstücksfernsehen, bei Firmenveranstaltungen und Ga- Währenddessen absolvierte Danny Keen – nun mit uneingeschränkter Rückendeckung seiner stolzen Eltern – umfangreiche Gesangstrainings, arbeitete an seinem Repertoire und dem Entertainment.
2007 entdeckte ihn der Erfolgsproduzent Engelbert Simons, der Showgrößen wie G. G. Anderson und Tony Christie unter seinen Fittichen hatte. Er wurde auf Danny Keen über das Internet aufmerksam. Die Single „Selbst der Mond wird rot“wurde produziert. Die tanzbare Partymusik kam bei den Radiosendern und in den Discos an. So landete Danny Keen im Schlagerbereich. Eine große Zeitschrift titelte damals „Die neue deutsche Stimme“. Gute Laune und Stimmung verbreitete auch die Nachfolge-Single „Mit Dir, das wird ein heißer Sommer“.
Bis heute ist Musik Danny Keens Leben. Sein Repertoire ist vielschichtig, umfasst über 50 Titel, vom Schlager über gefühlvolle Balladen bis hin zu internationalen Partyhits. Doch leben kann er von seiner Musik nicht. Der große Durchbruch fehle bislang, räumt er selbstkritisch ein.
Gründe dazu gebe es viele. In erslas. ter Linie sei er kein Ellbogenmensch und scheue das Risiko, sagt er. Er ist als Medienkaufmann in einem großen Unternehmen tätig und leitet dort die Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit. „Das gibt man nicht so schnell auf.“Er vergleicht die Schlagerwelt mit einem Haifischbecken. „Der Stärkere beißt den Kleinen.“
Zudem habe sich die Branche gegenüber früher total gewandelt. Manager, Plattenbosse und Tonträger hätten auf die Szene immer weniger Einfluss. „Internet, Castingshows und sexy Präsentationen bestimmen die Szene“, erklärt Keen. Es fehle ein kontinuierlicher Aufbau. Alles sei von Schnelllebigkeit bestimmt. Dem wolle und könne er sich nicht vorbehaltlos unterordnen. Für ihn hätten Frau und Kind Priorität. Und qualitätsvolle Musik. Doch hier müsse ein Spagat gelingen, meint er. Eingängigkeit für die breite Masse sei für den Erfolg wichtig. Neue Lieder habe er bereits in Arbeit, verrät Keen. Die ersten Töne entstehen in seinem Heimstudio am Keyboard. „Die Refrains kommen von einem Augenblick auf den anderen“, erklärt er. Im Frühjahr entscheidet er, ob die Titel so ausgereift sind, dass er mit einem Produzenten zusammenarbeitet. Sicher ist da schon mal der Auftritt bei den Schlagertagen in Friedberg. „Ein Heimspiel“, freut sich Danny Keen. „Viele Freunde, Bekannte und Weggefährten werden dann im Publikum sein.“
„Internet, Castingshows und sexy Präsentationen bestimmen die Szene.“Danny Keen