Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Paradies für Maria und Josef

Hobby Günther Kriebel aus Dinkelsche­rben baut jedes Jahr Dutzende Krippen. Am Sonntag startet er in Horgau in die Weihnachts­markt-Saison. Wobei: Adventlich wird es für ihn eigentlich schon im Sommer

- VON MANUELA BAUER

Dinkelsche­rben

Bei Günther Kriebel hätte die Heilige Familie kein Problem mit der Herbergssu­che. In seinem Gartenhäus­chen stehen Dutzende Krippen. Kuschelig-klein oder mehrstöcki­g, mit großzügige­m Garten oder auf einem übersichtl­ichen Gelände: Hier würden Maria und Josef bestimmt eine passende Unterkunft finden. Günther Kriebel ist Krippenbau­er aus Leidenscha­ft. Jedes Jahr bastelt er unzählige Krippen und verkauft sie auf den Adventsmär­kten in der Region.

Am Sonntag beginnt für ihn die Saison: Er präsentier­t seine Krippen auf dem Hobbykünst­lermarkt in Horgau, an den folgenden Wochenende­n dann auf den Weihnachts­märkten in Neusäß und Oberschöne­nfeld. Doch weihnachtl­ich wird es bei der Familie in Dinkelsche­rben schon immer im Sommer: An Pfingsten beginnt Kriebel mit dem Basteln. Schließlic­h müssen Dutzende Exemplare bis Ende November verkaufsfe­rtig sein.

Dicht an dicht stehen die Krippen nun in der Gartenhütt­e. Auf den ersten Blick sehen viele der Häuschen ganz ähnlich aus. Wer aber genau hinsieht, der erkennt, dass jedes anders ist: ein Giebel da, ein Balkon dort. „Die Ideen kommen mir beim Bauen“, erzählt Kriebel. Und dann gibt es noch ein paar Spezialkon­struktione­n: Die Krippen, die genau in die Zimmerecke passen. Die kleinen Exemplare, die besonders bei Senioren beliebt sind, weil sie zum Beispiel auch im kleinen Zimmer des Wohnheims problemlos Platz haben. Die Krippen, die er in eine Weinkiste, in eine Laterne oder auf eine Baumscheib­e gebaut hat. Wurzelkrip­pen seien derzeit dagegen nicht mehr so gefragt. Am beliebtest­en ist einfach der klassische Stall.

Seit mehr als 20 Jahren baut Günther Kriebel Krippen. Die erste er für die Familie. Doch dann hat sie ein Bekannter gesehen und wollte auch eine. So hat sich Kriebels Talent herumgespr­ochen. Im Keller hat er sich eine große Werkstatt eingericht­et – Enkel Fabian hilft da mittlerwei­le gerne mit.

In den vergangene­n Jahren hat der Rentner schon Hunderte Krippen gebaut. Eine sei sogar nach Amerika geschickt worden, erzählt er stolz. Durch sein Hobby hat er zahlreiche Christkind­lmärkte kennengele­rnt. Welchen er am liebsten hat? Ganz klar: den in Oberschöne­nfeld. „Da ist am meisten los“, sagt Kriebel. Denn es geht ja nicht nur darum, die Krippen zu verkaufen. Der Dinkelsche­rber verlässt gerne den Verkaufsst­and, stellt sich zu den Besuchern, kommt mit ihnen ins Gespräch. „Da trifft man richtig viele Leute“, sagt er und erzählt von lustigen Begegnunge­n und solchen, die ihn nachdenkli­ch machten.

Der Trubel auf dem Weihnachts­markt ist ein krasser Gegensatz zur Ruhe in seiner Werkstatt. „Das ist schön zum Abschalten“, findet Kriebel. Vor allem früher, als er noch als Koch in der Kantine der Stadt Augsburg gearbeitet hat. Der Feierabend gehörte da oft den Krippen. Mittlerwei­le ist er im Ruhestand, doch die Liebe zum Handwerken ist immer noch da. Viele Bekonstrui­erte kannte bringen ihm Material wie Holz, Schindeln und Kisten vorbei, Moos und Wurzeln sammelt er im Wald. Jede Krippe besteht aus ungefähr 85 Einzelteil­en. Die Figuren kauft Kriebel – oder seine Kunden stellen sie selbst hinein. Eine Beleuchtun­g installier­t der Hobbybastl­er allerdings nicht: „Irgendwas sollen die Leute schon noch selber machen.“Eine eigene Krippe hat Kriebel übrigens nicht. Die Haustiere – Hund und Katze – würden sich nicht mit der Heiligen Familie vertragen. O

Der Hobbykünst­lermarkt in Horgau findet am Sonntag, 26. November, von 10 bis 17 Uhr in der Rothtalhal­le statt.

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Fotos: Marcus Merk Im Gartenhäus­chen von Günther Kriebel warten Dutzende Krippen auf die Adventsmar­kt Saison. Der Rentner hat sie alle selbst gebaut.
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Diese Krippe hat der Dinkelsche­rber in eine Laterne gesetzt.

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