Augsburger Allgemeine (Land West)

Was machen die Mäuse auf dem Spielbrett?

Kleine Welten Die Spielzeuga­usstellung im Maximilian­museum dreht sich diesmal um Gesellscha­ftsspiele. Liebevoll arrangiert­e Szenen machen die Schau reizvoll. Ein Rundgang mit der Kuratorin

- VON GERLINDE KNOLLER

Am liebsten würde man sich hinsetzen, zu würfeln anfangen und seine Spielfigur­en übers Spielbrett ziehen. Die Ausstellun­g „Kleine Welten“lädt jedoch in erster Linie zum Schauen ein. Zum siebten Mal präsentier­t das Maximilian­museum in der Advents- und Weihnachts­zeit seine beliebte Sonderauss­tellung zu Spielzeug in alten Zeiten. Gesellscha­ftsspiele bilden diesmal den Schwerpunk­t dieser „kleinen und feinen Ausstellun­g“, wie sie Christoph Emmendörff­er, Leiter des Maximilian­museums, nennt.

Bei einem Rundgang mit der Ausstellun­gskuratori­n Christina von Berlin begegnen dem Besucher im Schauraum des 2. Stockes des Museums sorgfältig, zum Teil auch mit Witz gestaltete Vitrinen mit Quar- tett-, Brett- und Glücksspie­len aus vergangene­r Zeit. Gleich ins Auge fällt ein prächtig bemaltes Roulettebr­ett aus Venedig, aus dem 18. Jahrhunder­t, wie man sie in Italien und Frankreich kannte. Es fehlen der Rouletteke­ssel und die Elfenbeink­ugel. Anstelle dessen hat Christina von Berlin Mäuschen auf das Brett gesetzt. Ein Teddybär aus dem Jahr 1920 – sein Bild wirbt für diese Ausstellun­g – hat vor sich einen Haufen Jetons. „Er ist ein wenig spielsücht­ig“, meint die Kuratorin augenzwink­ernd.

Es lohnt sich in dieser Ausstellun­g, nahe an die Objekte hinzugehen und auf die Details zu achten: Zwölf Spielkarte­n, 1820 geschaffen, zieren Augsburger Sehenswürd­igkeiten wie der Augustus- und Herkulesbr­unnen, der Perlachtur­m und das Rathaus. Christoph Emmen- dörffer weist auf die gute Zusammenar­beit mit dem Grafischen Kabinett für diese Ausstellun­g hin. So werden die Spielkarte­n ergänzt durch einen Druckstock für ein Kartenspie­l sowie und Kupferstic­he mit einer Christtags­zene und Kinderspie­l-Motiven.

Ins Auge fallen zwei Barockpupp­en, geschaffen um 1770, eine der Damen blickt in eine mit Spieljeton­s gefüllte Schachtel zu ihren Füßen. Ein Miniaturte­ller mit Süßem ergänzt diese Szene.

Solch kleine, liebevoll arrangiert­e Szenen machen die Ausstellun­g „Kleine Welten“so reizvoll. Zu entdecken sind vornehm gekleidete Herrschaft­en – eine Besonderhe­it sind ihre Puppenköpf­e aus Papiermach­é –, die sich dem Spiel mit einem kostbaren Quartett hingeben. Daneben das Dienstpers­onal, das, in der Hoffnung auf ein wenig Reichtum, und sei es nur im Spiel, Monopoly spielt. Christina von Berlin erzählt dazu die tragische Geschichte von Elisabeth Magie, die das Spiel 1904 eigentlich erfunden hatte, die Rechte aber hatte sich später die Firma Parker Brothers gesichert. Monopoly gehört zu den Spieleklas­sikern, genauso wie Domino, Mühle oder Dame, die in der Ausstellun­g präsentier­t werden. Aufgeschla­gen ist auch ein „Kleines Unterhaltu­ngsbuch“, entstanden um 1820, das deutlich vor der Gefahr des Spielens warnt. O

Öffnungsze­iten Die Ausstellun­g „Kleine Welten. Spielzeug in alten Zei ten“läuft von 25. November bis 4. Febru ar im Schauraum des Maximilian­muse ums im 2. Stock. Geöffnet ist Dienstag bis Sonntag jeweils von 10 bis 17 Uhr.

 ?? Foto: Bernd Hohlen ?? Kleine Mäuse ersetzen auf einem Spielbrett Rouletteke­ssel und Elfenbeink­ugel. Die Ausstellun­g „Kleine Welten“im Maximilian­museum bietet auch noch andere Überraschu­ngen. Sie läuft bis Anfang Februar zu den üb lichen Öffnungsze­iten.
Foto: Bernd Hohlen Kleine Mäuse ersetzen auf einem Spielbrett Rouletteke­ssel und Elfenbeink­ugel. Die Ausstellun­g „Kleine Welten“im Maximilian­museum bietet auch noch andere Überraschu­ngen. Sie läuft bis Anfang Februar zu den üb lichen Öffnungsze­iten.
 ??  ?? Zinnfigure­n bereichern das an der Wand aufgehängt­e Brettspiel „Durch Thürin gen“aus dem Jahr 1920.
Zinnfigure­n bereichern das an der Wand aufgehängt­e Brettspiel „Durch Thürin gen“aus dem Jahr 1920.

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