Augsburger Allgemeine (Land West)
So sexy kann die Polka sein
Trompeter Dominik Bolleininger hat sich für den Blasmusikkalender 2018 ablichten – und dafür das Shirt fallen lassen
Friedberg
Sagen wir mal so: Das Bild der Blasmusik gilt als veraltet, bestenfalls als angestaubt. Dass dem nicht immer so sein muss, beweist der neue Blasmusikkalender von Thomas Greisel und Tobias Epp. In zwei Editionen gewähren sie einen ungewöhnlich freizügigen Einblick in ein Genre, dem Bayern 1 zur Berühmtheit verholfen hat. Aus mehr als 120 Bewerbern wählten die Macher 24 aus, die sie im Kontext der Musik fotografierten. Auch Dominik Bolleininger aus Friedberg stellte sich als Motiv zur Verfügung. Im kommenden Jahr wird der 26-jährige Trompeter der Brass Band Schwaben den Monat Oktober (ver)zieren.
Das linke Bein ist abgestützt, sein Blick schweift in die Ferne: Trotz seines Model-Debüts scheint Bolleininger zu wissen, wie man sich in Szene setzt. Hingucker ist nicht nur der nackte Oberkörper, sondern vor allem die Trompete, die sachte im Schoß der Lederhose ruht. Deren Ventile drückt der 26-Jährige bereits zwei Jahrzehnten. Die Initialzündung hierfür gab Bruder Andreas Bolleininger, der durch sein Wirken im Bläserensemble Men in Blech kein Unbekannter in Wittelsbacher Reihen ist. Er sei sein Vorbild gewesen, erzählt Dominik, der jüngere von beiden. „Für mich stand schnell fest, dass ich das machen möchte, was mein großer Bruder macht.“
Die Bewerbung für den Kalender wurzelt nicht in der Familie. Wie der Musiker bemerkt, habe er anfangs Vorbehalte dem Projekt gegenüber gehabt. Zunächst sei er auf die Frauen-Edition gestoßen – und dachte, „hier geht es nur darum, sich zu zeigen“. So habe er sich weitergehend damit beschäftigt und stellte fest: „Die Herausgeber möchten nicht die Schönsten präsentieren. Es geht ihnen darum, die Blasmusik wieder attraktiver zu machen.“Dass mit der Aktion für das Genre geworben werden soll, bestätigt auch Initiator Thomas Greisel. „Im Prinzip wollen wir die Musik mehr in den Vordergrund rücken.“Für ihn ist es bereits die fünfte weibliche Ausgabe, die nun in den Vorverkauf kommt. Die Männer-Version feiert im Jahr 2016 ihren Ursprung. Mittlerweile beträgt die Gesamtauflage 4000 Stück. Und die Nachfrage steigt – nicht nur im Vertrieb. Greisel: „In diesem Jahr gingen bei uns so viele Bewerbungen für den Kalender ein, dass wir eine Vorauswahl für das Casting treffen mussten.“Zuvor hatten Interessierte ein Online-Formular ausgefüllt und mit Bildern eingeschickt, die sie unter anderem in Tracht zeigen. In einem zweiten Schritt lernten sich Bewerber und Herausgeber persönlich kennen. „Die Beziehung zur Blasmusik und der Mensch dahinter sind wichtiger als perfekte Modellmaße“, bekräftigt Greisel. Schließlich fertigte Fotograf Tobias Epp Bilder der 24 Personen an, die in zwei Kalendern zusammengefasst wurden. Adams- und Evakostüm sind hier weder Zwang noch Tabu. „Jeder hat seine Grenzen und niemand ist komplett nackt“, so der Herausgeber weiter. Die Freizügigkeit im Shooting richte sich von zugeknöpft bis hin zu Dessous-Aufnahmen. Auch für den Friedberger Dominik Bolleininger stand von Beginn an fest: „Ganz nackt will ich nicht sein.“Einige Hüllen fielen dennoch. Und so blitzt bei genauerer Betrachtung ein Tattoo, ein Anker auf seinem Brustkorb, hervor. „Kein Problem“, meint Bolleininger lachend. „Dazu stehe ich.“
Angst, als Mädchenschwarm zu enden, hat der 26-Jährige nicht. „Bisher kamen keine speziellen Anfragen“, bemerkt er schmunzelnd. Außerdem habe er eine Freundin. Fronten seien da geklärt. Mit dem Foto-Ergebnis ist der talentierte Trompeter jedenfalls zufrieden. „Mein ganzes Leben lang habe ich schon mit Musik zu tun“, erklärt er. Auf das Bild könne er irgendwann zurückblicken und sagen: „Das war doch ne’ witzige Aktion.“