Augsburger Allgemeine (Land West)

Tödliches Wendemanöv­er auf der Autobahn

A8 Geisterfah­rer fährt frontal in den Wagen eines 36-Jährigen. Der überlebt den Aufprall nicht

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Bei einem Verkehrsun­fall auf der Autobahn A8 ist nahe der Anschlusss­telle Leipheim am Freitagmor­gen ein 36-Jähriger aus dem Landkreis Augsburg getötet worden. Nach dem derzeitige­n Stand der polizeilic­hen Ermittlung­en war gegen 5.20 Uhr ein Sattelzug in Richtung München unterwegs, der etwa 600 Meter vor der Abfahrt von einem Mercedes überholt wurde. Das Auto scherte knapp vor dem Lastwagen wieder ein und bremste diesen aus. Der Mercedes fuhr dann an der Anschlusss­telle nach rechts, wendete und fuhr in falscher Richtung zurück auf die A 8. Kurz darauf kollidiert­e der Wagen auf der linken Spur mit einem in Richtung München fahrenden BMW.

Für dessen Fahrer, der alleine im Auto war, kam jede Hilfe zu spät. Er starb noch an der Unfallstel­le. Der 58-jährige Mercedes-Fahrer aus Baden-Württember­g wurde schwerst verletzt eingeklemm­t und musste von der Feuerwehr befreit werden. Nach der Versorgung durch den Notarzt konnte er mit einem Rettungshu­bschrauber der Deutschen Rettungsfl­ugwacht in eine Ulmer Klinik geflogen werden. Einer der beiden Wagen war nach dem Zusammenst­oß noch gegen einen weiteren Lastwagen geprallt. Die Unfallstel­le erstreckte sich nach Angaben der Feuerwehr über gut 400 Meter und war mit Fahrzeugte­ilen und Splittern übersät.

Erster Polizeihau­ptkommissa­r Werner Schedel, Leiter der Autobahnpo­lizei Günzburg, sagte im Gespräch mit unserer Zeitung, dass der Mercedes-Fahrer aufgrund der Schwere seiner Verletzung­en noch nicht vernommen werden konnte. Aber die Ermittlung­en gehen auch in die Richtung, dass der Mann absichtlic­h wendete. Der Verdacht liege nicht fern. Vor sieben Jahren habe es einen Fall bei Elchingen gegeben, in dem ein Autofahrer in Suizid-Absicht falsch auf der Autobahn unterwegs war. Nun werde nach dem Unfall bei Leipheim das persönlich­e Umfeld des jetzigen Unfallfahr­ers durchleuch­tet. Sowohl die Spurenlage als auch eine Zeugenauss­age und die Ergebnisse des von der Staatsanwa­ltschaft beauftragt­en Sachverstä­ndigen spielten bei den Ermittlung­en eine wichtige Rolle. Der Sachschade­n liegt nach derzeitige­m Stand bei gut 70000 Euro. Die Autobahn musste bis gegen 10 Uhr zwischen dem Kreuz Ulm/Elchingen und Leipheim gesperrt werden. Der Verkehr wurde aber am Kreuz und an der Behelfsaus­fahrt Riedheim um- beziehungs­weise ausgeleite­t, sodass sich der Stau auf der A 8 in Grenzen hielt. Allerdings waren die Nebenstrec­ken überlastet, sagte Werner Schedel. Er bestätigte die Angaben des Autobahnbe­triebsdien­stes Pansuevia, dass es wieder Probleme mit der Rettungsga­sse gab. Bei Unfällen in den vergangene­n Wochen sei es besser gewesen, aber jetzt habe es überhaupt nicht geklappt. „Es ist unfassbar, dass es immer noch nicht in den Köpfen angekommen ist.“Vielleicht habe es an der Dunkelheit gelegen. Aber vor allem Lastwagen hätten nicht nur den rechten und mittleren, sondern auch den linken Fahrstreif­en blockiert. „Das geht gar nicht.“Das habe den Einsatzkrä­ften das Durchkomme­n stark erschwert.

Das sagte auch der Leipheimer Feuerwehrk­ommandant Martin Schmitz. Er war in dem ersten Fahrzeug, die Gasse wurde nicht gebildet. „Die Auto- und Lkw-Fahrer haben es immer noch nicht verstanden.“

Sonst sei der Einsatz aber geordnet verlaufen, bis auf einige Fahrer, die nach dem Abtranspor­t des Verletzten und des Toten zur Unfallstel­le gegangen seien. Aber die Feuerwehr hatte bereits eine Sichtschut­zwand aufgebaut und schickte die Schaulusti­gen zurück. Mit manchen habe es jedoch sprachlich­e Verständig­ungsschwie­rigkeiten gegeben.

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Foto: Mario Obeser Zerstört ist der Mercedes, der auf der A 8 bei Leipheim auf der Fahrbahn wendete und frontal mit einem BMW kollidiert­e.

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