Augsburger Allgemeine (Land West)
Tödliches Wendemanöver auf der Autobahn
A8 Geisterfahrer fährt frontal in den Wagen eines 36-Jährigen. Der überlebt den Aufprall nicht
Bei einem Verkehrsunfall auf der Autobahn A8 ist nahe der Anschlussstelle Leipheim am Freitagmorgen ein 36-Jähriger aus dem Landkreis Augsburg getötet worden. Nach dem derzeitigen Stand der polizeilichen Ermittlungen war gegen 5.20 Uhr ein Sattelzug in Richtung München unterwegs, der etwa 600 Meter vor der Abfahrt von einem Mercedes überholt wurde. Das Auto scherte knapp vor dem Lastwagen wieder ein und bremste diesen aus. Der Mercedes fuhr dann an der Anschlussstelle nach rechts, wendete und fuhr in falscher Richtung zurück auf die A 8. Kurz darauf kollidierte der Wagen auf der linken Spur mit einem in Richtung München fahrenden BMW.
Für dessen Fahrer, der alleine im Auto war, kam jede Hilfe zu spät. Er starb noch an der Unfallstelle. Der 58-jährige Mercedes-Fahrer aus Baden-Württemberg wurde schwerst verletzt eingeklemmt und musste von der Feuerwehr befreit werden. Nach der Versorgung durch den Notarzt konnte er mit einem Rettungshubschrauber der Deutschen Rettungsflugwacht in eine Ulmer Klinik geflogen werden. Einer der beiden Wagen war nach dem Zusammenstoß noch gegen einen weiteren Lastwagen geprallt. Die Unfallstelle erstreckte sich nach Angaben der Feuerwehr über gut 400 Meter und war mit Fahrzeugteilen und Splittern übersät.
Erster Polizeihauptkommissar Werner Schedel, Leiter der Autobahnpolizei Günzburg, sagte im Gespräch mit unserer Zeitung, dass der Mercedes-Fahrer aufgrund der Schwere seiner Verletzungen noch nicht vernommen werden konnte. Aber die Ermittlungen gehen auch in die Richtung, dass der Mann absichtlich wendete. Der Verdacht liege nicht fern. Vor sieben Jahren habe es einen Fall bei Elchingen gegeben, in dem ein Autofahrer in Suizid-Absicht falsch auf der Autobahn unterwegs war. Nun werde nach dem Unfall bei Leipheim das persönliche Umfeld des jetzigen Unfallfahrers durchleuchtet. Sowohl die Spurenlage als auch eine Zeugenaussage und die Ergebnisse des von der Staatsanwaltschaft beauftragten Sachverständigen spielten bei den Ermittlungen eine wichtige Rolle. Der Sachschaden liegt nach derzeitigem Stand bei gut 70000 Euro. Die Autobahn musste bis gegen 10 Uhr zwischen dem Kreuz Ulm/Elchingen und Leipheim gesperrt werden. Der Verkehr wurde aber am Kreuz und an der Behelfsausfahrt Riedheim um- beziehungsweise ausgeleitet, sodass sich der Stau auf der A 8 in Grenzen hielt. Allerdings waren die Nebenstrecken überlastet, sagte Werner Schedel. Er bestätigte die Angaben des Autobahnbetriebsdienstes Pansuevia, dass es wieder Probleme mit der Rettungsgasse gab. Bei Unfällen in den vergangenen Wochen sei es besser gewesen, aber jetzt habe es überhaupt nicht geklappt. „Es ist unfassbar, dass es immer noch nicht in den Köpfen angekommen ist.“Vielleicht habe es an der Dunkelheit gelegen. Aber vor allem Lastwagen hätten nicht nur den rechten und mittleren, sondern auch den linken Fahrstreifen blockiert. „Das geht gar nicht.“Das habe den Einsatzkräften das Durchkommen stark erschwert.
Das sagte auch der Leipheimer Feuerwehrkommandant Martin Schmitz. Er war in dem ersten Fahrzeug, die Gasse wurde nicht gebildet. „Die Auto- und Lkw-Fahrer haben es immer noch nicht verstanden.“
Sonst sei der Einsatz aber geordnet verlaufen, bis auf einige Fahrer, die nach dem Abtransport des Verletzten und des Toten zur Unfallstelle gegangen seien. Aber die Feuerwehr hatte bereits eine Sichtschutzwand aufgebaut und schickte die Schaulustigen zurück. Mit manchen habe es jedoch sprachliche Verständigungsschwierigkeiten gegeben.