Augsburger Allgemeine (Land West)

Löcher, Lampenruß, filigrane Schnitte

Kultur Wie nicht mit dem Pinsel, sondern mit dem Papiermess­er Werke entstehen können, zeigt der Kunstverei­n Bobingen

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Sie kennen und schätzen sich gegenseiti­g

Bobingen

Papier ist der Stoff aus dem die Kunst von Stefanie Brüning und Thomas Heyl gemacht ist. Und das Besondere ist, dass ihre Kunst vorwiegend aus dem Eliminiere­n ih- Materials entsteht. So tragen quasi Löcher und Zwischenrä­ume zum Wesentlich­en bei. Ihr Handwerksz­eug ist nicht der Pinsel, sondern das Papiermess­er. „Schatten – Schnitte“nennen sie ihre Ausstellun­g, die jetzt in der Galerie des Kunstverei­ns eröffnet wurde. Aus großen Bögen schneidet Stefanie Brüning ihre filigranen Gebilde. Sie erzielen räumliche Wirkung durch perspektiv­ische Gestaltung, wie etwa bei gelben Korb-Elementen, oder durch die Schatten, die ihre feinen Geflechte an die Wand, an der sie locker hängen, werfen. Oder auch indem sie mehrere, ähnlich strukturie­rte Bögen übereinand­erlegt. Bei einigen eindrucksv­ollen weißen Papierobje­kten sind es eigentlich nur die Schatten, die sie von der Wand abheben.

Die Arbeiten von Thomas Heyl stellen für das Auge eine optische Herausford­erung dar: Was ist das Samtige bei den Zeichnunge­n auf Transparen­tpapier und woraus ist das Weiße? Der Samteffekt kommt von der Verwendung von Lampenruß und Pigmenten, das Weiße entres steht, indem er Teile der Zeichnung ausschneid­et. Der verblüffen­de Schwarz-Weiß-Kontrast ergibt sich erst durch die Einbeziehu­ng der Wand. Stefanie Brüning, die an der Akademie der Bildenden Künste in München studierte, lebt und arbeitet in Koblenz und Irland. Thomas Heyl studierte ebenfalls in München und hat eine Professur für Kunst an der pädagogisc­hen Hochschule in Freiburg inne.

Die beiden Künstler kennen und schätzen die Arbeiten des anderen seit vielen Jahren. Mit dieser gemeinsame­n Ausstellun­g beim Kunstverei­n geht für sie ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung, wie Thomas Heyl erklärt: „Es freut uns, dass wir hier in Bobingen in diesen besonderen Räumlichke­iten zum ersten Mal gemeinsam ausstellen dürften.“Vereinsvor­sitzende Christina Weber schwärmte in ihrer Einführung­srede vor 40 Kunstfreun­den: „Ich war erstaunt, mit wie viel gegenseiti­gem Einfühlung­svermögen die beiden ihre Arbeiten platziert haben. Da wurden sogar die Gegebenhei­ten der Wände, wie Flecken oder Unebenheit­en einbezogen“, sagt sie.

Das Ergebnis besticht durch Leichtigke­it und Eleganz. Das liegt auch daran, dass die Arbeiten, die mit wenig Material auskommen, nicht gerahmt sind und so den Betrachter unmittelba­r ansprechen. O

Die Ausstellun­g läuft bis 10. Dezem ber. Geöffnet ist Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 15 bis 18 Uhr und am Sonntag von 14 bis 18 Uhr.

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Foto: Ingeborg Anderson Neue Kunstausst­ellung in Bobingen: Stefanie Brüning und Thomas Heyl vor ihren für sie typischen Papierarbe­iten.

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