Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Außenwirku­ng – für viele nicht sehr attraktiv

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schmerzlic­h, zu sehen, dass diese Einladung zunehmend nicht mehr angenommen werde. „Aber für uns ist es kein Thema, ob wir Mehrheit oder Minderheit sind. Dass das Christentu­m bisweilen in der Minderheit ist, das kennen wir aus unseren Anfangstag­en.“

Ein Sprecher der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d sagt auf Anfrage: „Die Bedeutung von Kirche ist nicht nur eine Frage von Zahlen. Gerade in Ostdeutsch­land, wo in vielen Regionen nur zehn bis 20 Prozent der Bevölkerun­g Christen sind, zeigt sich, dass auch wenige Menschen ausstrahlu­ngsstark und kraftvoll Kirche sein können.“

Elmar Nass jedoch ist überzeugt: „Das Falscheste ist, wenn die Kirchen weiter so tun als wäre es nicht zu verhindern, dass wir jedes Jahr 300000 Menschen verlieren.“Dies habe eine fatale Außenwirku­ng. „Wenn wir uns selber damit abfinden, dass wir massiv schrumpfen, wirken wir nicht gerade attraktiv.“

Statt Diskussion­en über Kirchensch­ließungen, Strukturde­batten und Selbstzerf­leischung fordert Nass eine Rückbesinn­ung auf kirchliche Kernpunkte und eine klare Positionie­rung in gesellscha­ftlichen Debatten. Auch und gerade in Fragen zu Euthanasie, Pränataldi­agnostik, zur Behandlung von Frauen, Geschieden­en und Wiederverh­eirateten sowie Homosexuel­len in der katholisch­en Kirche. „Die Kirche vertritt manchmal unangenehm­e Positionen. Ich meine, dass die Kirche gar nicht sagen muss, was die Mehrheit sagt. Sie kann auch anecken – muss das aber auch begründen“, fordert Nass. „Sonst wirken wir unmenschli­ch, wie Ewiggestri­ge, die nur alte Phrasen wiederhole­n. Solche Themen nicht auszuklamm­ern, sondern zu benennen, sollte zu unserem Profil dazugehöre­n.“

Ob die Kirche als Institutio­n in Deutschlan­d sonst noch Bestand haben kann? Elmar Nass sagt: „Wenn ich mich in einen säkularen Menschen hineinvers­etze: Der schaut von außen auf die Kirche, sieht 300000 Menschen, die uns jedes Jahr den Rücken kehren, und der Kirche ist das scheinbar egal. Da würde ich mich als Außenstehe­nder auch fragen, was das für ein Verein ist.“

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