Augsburger Allgemeine (Land West)

Das Ringen um die offene irische Grenze

Hintergrun­d Bei den Brexit-Verhandlun­gen in Brüssel lag gestern eine Sensation in der Luft. Für einen Durchbruch aber reichte es dann nicht. Doch es gibt Fortschrit­te

- VON DETLEF DREWES

Brüssel

Dieser Montag hätte in die Geschichte des Brexit eingehen können. Seit dem Mittag lag in Brüssel eine Sensation in der Luft. Britische Medien überschlug­en sich bereits, weil Premiermin­isterin Theresa May angeblich mit einer faustdicke­n Überraschu­ng zum Mittagesse­n mit Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker angereist war. London gehe, so hieß es, praktisch auf alle EU-Forderunge­n ein. Sogar in der heftig umstritten­en Frage nach der Zukunft der Grenze zwischen Irland und Nordirland, das zum Königreich gehört, schien eine Einigung möglich. Irgendein Spaßvogel beschrieb die Spannung dieses Nachmittag­s auf dem Kurznachri­chtendiens­t Twitter so: „Der Taoiseach (irische Premiermin­ister, d. Red.) wartet auf einen Anruf von Ratspräsid­ent Tusk. Tusk wartet auf einen Anruf von Juncker. Warum gründen die beiden nicht eine WhatsApp-Gruppe?“

Doch daraus wurde nichts. Als May und Juncker schließlic­h vor die scheiden, ob das Ergebnis der Verhandlun­gen so zufriedens­tellend ist, dass die Phase 2 der Brexit-Gespräche beginnen kann: Großbritan­niens Zugang zum Binnenmark­t und die übrigen Beziehunge­n. Fest steht, dass es eine mehrjährig­e Übergangsp­hase geben soll. Das wollen beide Seiten, um Nachteile und Rückschläg­e für Wirtschaft und Handel zu vermeiden. „Außerdem wäre dann der Druck aus den Verhandlun­gen raus“, sagte ein hoher EU-Diplomat gestern in Brüssel.

Doch der Weg dahin scheint nicht einfach zu werden – zumal eine Einigung in Brüssel nur ein erster Schritt wäre. May braucht schließlic­h auch die Zustimmung zu Hause. Und die zu erlangen, könnte mehr als schwierig, wenn nicht gar unmöglich werden. Zu hart prallen derzeit in London die unterschie­dlichen Positionen aufeinande­r. In Brüssel wurde mit großer Aufmerksam­keit registrier­t, dass May selbst zum Gespräch mit Juncker anreiste und nicht Brexit-Minister David Davis. „Den haben wir hier schon seit Wochen nicht mehr gesehen“,

 ?? Foto: John Thys, afp ?? Zwischenze­itlich schien zwischen Theresa May und Jean Claude Juncker eine weitrei chende Einigung im Streit um die irische Grenze möglich.
Foto: John Thys, afp Zwischenze­itlich schien zwischen Theresa May und Jean Claude Juncker eine weitrei chende Einigung im Streit um die irische Grenze möglich.

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