Augsburger Allgemeine (Land West)
Auf der Spur des Plätzchendiebs
Zu Weihnachten gehören Plätzchen einfach dazu. Sie zu essen ist gut, sie zu backen anstrengend. Erst mischt man die Zutaten für den Teig zusammen, dann muss er über Nacht im Kühlschrank ruhen und am Schluss wird er scheibchenweise ausgerollt und ausgestochen. Dann Blech für Blech gebacken. Anschließend werden die fertig gebackenen Plätzchen dekoriert oder paarweise mit Marmelade zusammengeklebt. Ein langwieriges Prozedere, mit dem ich den ersten Adventssonntag verbracht habe. Kneten, ausrollen, ausstechen, backen. Dann die eine Hälfte der Plätzchen mit Marmelade bestreichen und zusammenkleben. Das Ergebnis am Sonntagabend: ein schöner Plätzchenberg in meiner Küche. Allerdings war meine Backlust dann verflogen. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag, genug Zeit zum Glasieren und Perlen aufstreuen – dachte ich.
Doch dann passierte etwas Unglaubliches: Als ich am Montagabend von der Arbeit nach Hause kam, war von der vorweihnachtlichen Herrlichkeit nichts mehr übrig. Wo sich am Abend noch an die 40 Marmeladen-Plätzchen türmten, fand ich einen trostlosen sieben Stück großen Keks-Rest auf dem Teller. Naheliegende Verdächtige für den plötzlichen Schwund wie Kinder oder Haustiere gibt es bei mir zuhause nicht. Auch EinbruchSpuren an Türen oder Fenstern habe ich nicht gefunden. Aber es muss ein Plätzchen-Raub gewesen sein. Ich tippe auf eine mindestens zehnköpfige Bande. Denn die Krümelspuren zeigten: Das Gebäck wurde an Ort und Stelle verspeist. Und wie soll ein einziger Mensch im Laufe nur eines Tages so viele Plätzchen vertilgen? Das ist doch völlig unmöglich, oder?
Damit war natürlich auch mein Freund von jedem Verdacht befreit. Schließlich ist er nur einer. Und außerdem klagte der Arme den ganzen Abend lang über fürchterliche Bauchschmerzen. Wo er sich die nur geholt hatte?