Augsburger Allgemeine (Land West)

Was hilft, wenn man erfährt, dass der Job weg ist

Rat und Hilfe Nach einer Kündigung fallen Menschen in einen Schock. Der Partner kann einiges auffangen

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Herr Helmer, Sie sind Betriebsse­elsorger und Präses bei der Katholisch­en Arbeitnehm­er-Bewegung (KAB) und haben schon mehrfach erlebt, wie Menschen eine Kündigung aufnehmen. Was geht in den Betroffene­n vor?

Erwin Helmer: Meist wirkt die Nachricht wie ein Hammer, der auf die Menschen einschlägt. Der erste Schock ist meist sehr stark. Den Menschen schießen sofort verschiede­ne Gedanken durch den Kopf. Wie geht es mit der Familie weiter, wie zahle ich mein Haus künftig ab? Was ist in einer solchen Situation als Erstes zu tun?

Helmer: Uns ist wichtig, die Menschen aus diesem ersten Schock herauszuho­len. Wir wollen versuchen, sie aus der Starre zu lösen und zur Aktion zu bewegen. Bei Ledvance hat man das gut gesehen. Es wurde die Frage gestellt, ob die Standortsc­hließung wirklich sein muss. Die Antwort ist nein. Nun versuchen die Mitarbeite­r, diese Erkenntnis aktiv kundzutun und Alternativ­en aufzuzeige­n. Dies schafft das Gefühl, nicht machtlos zu sein. Die Betroffene­n merken außerdem: Wir sind nicht allein. Politik, Gesellscha­ft, Betriebsra­t und Gewerkscha­ft stehen hinter uns. Das hilft.

Wie kann ich als Betroffene­r aktiv mit meiner Lage umgehen?

Helmer: Wichtig für die Menschen wäre es, mit einer Vertrauens­person wie dem Partner, einem guten Freund oder dem Betriebsra­t über die Ängste, Sorgen und Gefühle zu sprechen. Dazu: Immer wieder Ab- stand zur aktuell schwierige­n Situation zu gewinnen, indem man sich beispielsw­eise bewusst mit der Familie eine Auszeit nimmt oder sich selbst etwas gönnt, einfach zur Ruhe kommt.

Wie kann ich als Angehörige­r unterstütz­en?

Helmer: Ideal wäre es natürlich, dem Betroffene­n seine Unterstütz­ung zu signalisie­ren, ihm zuzuhören und mit ihm zu fühlen. Wenn er nicht bereit ist, sich zu öffnen, wieder auf Abstand gehen und es später erneut versuchen. Manchen hilft auch der Gang zum Arzt oder zur Beratung. Wichtig ist es zu signalisie­ren, dass man hinter dem Betroffene­n steht, mit ihm geht und für ihn da ist.

Interview: Andrea Wenzel

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Erwin Helmer ist Leiter der Betriebsse­elsorge bei der KAB in Augsburg. Zu errei chen unter Telefon 0160/97849513.

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