Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein verrückter Markt
Was wird aus dem Witwer, dessen Rente nicht mehr für die Miete reicht? Wohin zieht der junge Mann, der als Facharbeiter von daheim weg in die Nähe eines künftigen Arbeitgebers will? Wo findet die alleinstehende Mutter, die arbeitet und abends das Leben für sich und ihr Töchterchen managt, eine Unterkunft? Es sind nicht nur Hartz-IV-Empfänger, die auf bezahlbare Wohnungen angewiesen sind. Sozialer Wohnungsbau ist auch kein Billigangebot zweiter Klasse. Er ist meist solide auf lange Zeit errichtet, wobei staatliche Förderung einen Mietpreisdeckel sichert, der auf dem übrigen Wohnungsmarkt bislang nicht durchsetzbar scheint.
Sozialer Wohnungsbau hilft auch Familien, die jeden Euro zweimal umdrehen müssen. Noch immer finden sie geeignete Wohnungen leichter im ländlichen Raum als in Augsburg. Die Alleinstehenden zieht es hingegen in die Stadt. Denn auch wenn die Quadratmetermiete dort höher sein sollte: Dank kleiner Apartments sparen die Mieter doch. Das Verrückte: Der Quadratmeterpreis ist keineswegs niedriger, je abgelegener der Ort. So liegt der amtliche Richtwert für „angemessene Unterkunftskosten“für Alleinstehende im Süden des Naturparks Augsburg Westliche Wälder bei 8,50 Euro Bruttokaltmiete, in Augsburgs Speckgürtel deutlich darunter: In Gersthofen und Neusäß sind es 8 Euro, in Königsbrunn 8,10 Euro. Das liegt am ungleich verteilten Angebot. Trotzdem: Das Angebot ist noch überall zu gering.