Augsburger Allgemeine (Land West)
Auf dem Radweg geparkt: 55 Autofahrer bekommen Post
Verkehr Der Deutsche Fahrradclub rief Radler auf, unzulässig geparkte Fahrzeuge zu melden. Die Aktion kam an, wurde aber auch kritisiert
In den vergangenen Wochen haben Radler insgesamt 72 Autofahrer angezeigt, die mit ihrem Fahrzeug auf Radwegen am Straßenrand standen. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub hatte dazu aufgerufen und eine Internetseite eingerichtet, die mit einem Formular beim Erstellen einer entsprechenden Mail mit Foto an den Verkehrsüberwachungsdienst der Stadt half. Öffentlich zu sehen waren die Fotos oder Kennzeichen auf der Internetseite nicht. Vergangene Woche endete die Aktion, nun ist die Auswertung da.
ADFC-Vorstandsmitglied Janos Korda zieht eine positive Bilanz. „Wir haben öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema erzeugt.“Möglichst viele Strafzettel für Radweg-Parker herbeizuführen, sei nicht das Ziel gewesen. Nach einem Artikel unserer Zeitung wurde im Radio bayernweit über die Aktion berichtet. Man hoffe, Autofahrer darauf aufmerksam gemacht zu haben, dass das Parken auf Radstreifen für Radler gefährlich sein könne, weil diese dann in den Autoverkehr einfädeln müssen, so Korda. „Und vielleicht ist manchem Autofahrer auch klar geworden, dass es durchaus sein kann, dass man erwischt wird.“
Ein Großteil der Parksünder wird mit einer Verwarnung durch die Stadt rechnen müssen. Die Kosten dürften je nach konkreter Situation bei 15 Euro aufwärts liegen. Die Stadt erklärte auf Anfrage, dass nach den bisher eingegangenen Anzeigen 55 Verwarnungs-Verfahren eröffnet worden seien. „Die restlichen 17 Anzeigen wurden nicht weiterverfolgt, da diese Verstöße außerhalb des Stadtgebietes zum Inhalt hatten oder aufgrund ungenauer beziehungsweise fehlender Angaben nicht weiterverfolgt werden konnten“, so Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD). Grundsätzlich verfolgt der städtische Verkehrsüberwachungsdienst auch künftig Anzeigen weiter, die von Bürgern kommen. Allerdings müssten diese aussagekräftig sein und gewissen Standards genügen. Auf anonyme Anzeigen reagiere man nicht, so die Stadt.
ADFC-Mann Korda sagt, dass das Thema rein über Anzeigen auch nicht in den Griff zu bekommen sei. Die Aktion des ADFC war auch nicht unumstritten: Teils wurde kritisiert, dass man die Menschen damit zum Denunzieren anderer anstachle. Korda setzt die Hoffnungen in Zukunft auch eher in die InfoKampagne der Stadt, die ab 2019 für mehr gegenseitiges Verständnis der Verkehrsteilnehmer werben wird. „Letztlich geht es nur über mehr Miteinander.“