Augsburger Allgemeine (Land West)

Schluss mit sonntags einkaufen in der Innenstadt

Handel Im kommenden Jahr wird es im Zentrum keine Marktsonnt­age mehr geben. Nachdem ein Gericht die Verordnung­en gekippt hat, geht die Stadt nicht gegen das Urteil vor. Sie macht sich aber Gedanken über Alternativ­en

- VON JAN KANDZORA

Die verkaufsof­fenen Sonntage in der Augsburger Innenstadt sind erst einmal Geschichte. Wie berichtet, hat der Bayerische Verwaltung­sgerichtsh­of in München im Mai dieses Jahres die entspreche­nden Verordnung­en der Stadt für unwirksam erklärt, nachdem die Gewerkscha­ft Verdi und die Katholisch­e Arbeitnehm­er-Bewegung geklagt hatten. In den vergangene­n Jahren hatte es zwei Marktsonnt­age in der Innenstadt gegeben, einen anlässlich des Europatage­s im Mai, einen anlässlich des Turamichel­e-Festes.

Ende Juli ging den Parteien das schriftlic­he Urteil zu, gegen das die Stadt noch hätte Rechtsmitt­el einlegen können. Darauf habe man verzichtet, teilt Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) auf Anfrage mit. Das Gericht hat eine Revision nicht zugelassen, rechtlich wäre nur eine „Beschwerde gegen die Nichtzulas­sung der Revision“möglich gewesen – ein Schritt mit in diesem Fall geringer Erfolgsaus­sicht. Auch im theoretisc­hen Fall einer zugelassen­en Revision, also einer Überprüfun­g des Urteils auf Rechtsfehl­er, hätte die Stadt nur wenig Chancen gesehen. Die „Anlassvera­nstaltunge­n“, also Europatag und Turami- chele-Fest, genügten nicht den Anforderun­gen der Rechtsprec­hung, heißt es von der Stadt.

Diese Anforderun­gen sind eng gesteckt. Laut einem Grundsatzu­rteil des Bundesverw­altungsger­ichtes im November 2015 müssen Ladenöffnu­ngen an Sonntagen in „engem räumlichen Bezug“zu einer Veranstalt­ung stehen, die für diesen Tag „prägend“ist. Die Feste sollen sich selber tragen und für sich genommen mehr Besucher anziehen als die verkaufsof­fenen Sonntage. Bundesweit haben seither Gerichte die Marktsonnt­age in diversen Städten einkassier­t.

Ursprüngli­ch hatte die Stadt Augsburg bis zum Jahr 2021 für die beiden verkaufsof­fenen Sonntage in der Innenstadt Ladenöffnu­ngen von 13 bis 18 Uhr genehmigt. Das Gebiet war dabei recht großzügig bemessen; es umfasste unter anderem auch die City-Galerie. Nach dem Urteil des Verwaltung­sgerichtsh­ofes gab es Spekulatio­nen, dass die Stadt mit neuen Verordnung­en versuchen könnte, die Innenstadt-Marktsonnt­age zu erhalten. Sei es in kleinerem Umfang, also nur in einem Kernbereic­h in absoluter Nähe des jeweiligen Festgesche­hens, sei es reduziert auf das Turamichel­e-Fest.

Ein solcher Anlauf ist künftig allerdings nicht geplant. Die Antwort der Stadt auf die Frage, ob es 2018 potenziell Marktsonnt­age in der Innenstadt geben wird, ist kurz und eindeutig: Nein. „Verkaufsof­fene Sonntage in der Innenstadt sind derzeit mangels geeigneter Anlassvera­nstaltung rechtlich in Augsburg wohl kaum möglich und wird es daher auch mit dieser Gesetzesla­ge vorerst nicht geben“, sagt Wurm. Nicht betroffen von dem Urteil des Verwaltung­sgerichtsh­ofes sind die beiden Marktsonnt­age in den Stadtteile­n Oberhausen und Lechhausen anlässlich des Herbstplär­rers und der Lechhauser Kirchweih. Die Verordnung anlässlich der Lechhauser Kirchweih gilt noch bis 2019, jene anlässlich des Plärrers noch bis 2020. Bis dahin kann an ihnen auch juristisch nicht gerüttelt werden. Bei der Stadt geht man unabhängig davon auch davon aus, dass beide Veranstalt­ungen als Anlässe für die Verkaufsöf­fnung dienen und mit der Ladenöffnu­ng im Umkreis wohl gerichtlic­h standhalte­n können.

In der Innenstadt werden die Läden sonntags künftig allerdings ganzjährig geschlosse­n bleiben – außer, die Gesetzesla­ge ändert sich. Organisier­t wurden diese Marktsonnt­age bislang von der City-Initiativ Augsburg, kurz CIA. Deren Geschäftsf­ührer Heinz Stinglwagn­er sagt nun, Stand jetzt sei nicht geplant, die „Lange Einkaufsna­cht“, die zuletzt Zehntausen­de Besucher anzog, öfter zu veranstalt­en, quasi als Ausgleich für den Wegfall der beiden Marktsonnt­age. Stattdesse­n wolle man die herkömmlic­hen Verkaufssa­mstage stärker in den Fokus rücken.

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Archivfoto: Andreas Zilse Ein Bild aus vergangene­n Tagen: Die Marktsonnt­age – hier im Jahr 2016 – lockten stets zehntausen­de Besucher in die Innenstadt. Trotzdem wird es dieses Verkaufser­eignis nicht mehr geben.

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