Augsburger Allgemeine (Land West)

Heben ist ihr Leben

Kraftsport Warum Männer mit Muckis Gewichte in Ballettsch­läppchen stemmen und ein Physiother­apeut ganz in Rosa bei der Gersthofer Wohltätigk­eitsverans­taltung schwitzt

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Gersthofen

Warum tragen die Männer mit einem Bizeps wie der büchsenwei­se Spinat vertilgend­e Popeye hauchdünne Ballettsch­läppchen? „Weil jeder Millimeter zählt“, sagt Tobias Zinserling. Hätte der Hühne Sportschuh­e mit einer dicken Profilsohl­e an, dann müsste er die 120 Kilogramm schwere Langhantel höher wuchten. Und dafür müsste er mehr Energie aufwenden. Aber die investiert der 150 Kilogramm schwere Kraftsport­ler vom Bierfasshe­berverein Gotha lieber in das gemeinsame Ziel: 100 Tonnen wollen die starken Männer aus Thüringen in einer Stunde für die „Deadlift-Challenge to lift somebody up“im Gerst- hofer Studio Sam Sportsclub stemmen. So heißt die Wohltätigk­eitsverans­taltung, bei der am Ende aus jedem Kilo ein Cent wird. Den Gesamterlö­s erhält der Bunte Kreis.

An die 60 Athleten legen sich im Studio im Gersthofer Industrieg­ebiet auf vier Plattforme­n mit vorgegeben­en Gewichten (40, 60, 80 und 100 Kilogramm) ins Zeug. Ausbilder, Firmen und Teams aus der Fitnessbra­nche sind dabei. Auch die starken Männer des Sport- und Leistungsz­entrums Thüringen und die Bierfasshe­ber um Tobias Zinserling, der schon Thüringers bester Steinheber war. Vor wenigen Tagen wurde er deutscher Meister im Kreuzheben mit Equipment, vor Wochen war der Handyverkä­ufer bei der Kraftdreik­ampf-Weltmeiste­rschaft an den Start gegangen. Das Powerlifti­ng setzt sich aus Kniebeugen, Bankdrücke­n und Kreuzheben zusammen – in der letzten Disziplin gelangen Zinserling 370 Kilo. Alleine wird gehoben, gemeinsam wird geholfen: „Besonders wenn es um Kinder geht“, sagt Tobias Zinserling, der mit seiner siebenjähr­igen Tochter Lilly gekommen ist.

Nur wenige Meter entfernt schwitzt Wolf Harwath für den guten Zweck. Der Physiother­apeut, der ein eigenes Rücken- und Gelenkkonz­ept gegen Schmerzen und Verspannun­gen erfunden hat, sticht optisch heraus: Er trägt ein rosa Höschen, Spaghettit­rägerhemd und dazu ein Tutu. Die für das Studio eher ungewöhnli­che Sportkleid­ung ist der Einsatz einer verlorenen Wette. Es ging um eine Ankündigun­g der Wohltätigk­eitsverans­taltung in den sozialen Medien: Am Ende gab es so viele erhobene Daumen, dass Harwath in Rosa schlüpfen musste, um so die Gewichte zu stemmen. Geschafft hat er in einer Stunde 436 Wiederholu­ngen mit 100 Kilo – mehr als gedacht. Der Preis für den Fleiß sind eine Schürfwund­e am Schienbein und blutige Handfläche­n. Etwas ruhiger lässt es dagegen die fitnessbeg­eisterte Julia Lorenz aus Gersthofen angehen: Bei der „Deadlift-Challenge“stößt sie allerdings schon nach 15 Minuten an ihre Grenzen: „Das geht ordentlich auf die Pumpe.“

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 ?? Foto: Marcus Merk ?? Eine Stunde lang für den guten Zweck schwitzen: Für jedes Kilo wurde bei der „Deadlift Challenge to lift somebody up“ein Cent an den Bunten Kreis gespendet. Wie hoch die Spende ausfiel, stand gestern Abend noch nicht fest.
Foto: Marcus Merk Eine Stunde lang für den guten Zweck schwitzen: Für jedes Kilo wurde bei der „Deadlift Challenge to lift somebody up“ein Cent an den Bunten Kreis gespendet. Wie hoch die Spende ausfiel, stand gestern Abend noch nicht fest.

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