Augsburger Allgemeine (Land West)
Barockfeeling aus Schwaben
Serie Der Bildhauer Johann Joachim Günther schuf bedeutende Kunstwerke. Wo sie zu sehen sind
Landkreis Augsburg
Auch wenn er durchaus als einer von hier angesehen werden kann, sein Geburtstag und -ort sind nicht eindeutig belegt. War es nun 1717 oder doch 1720, war es Zusmarshausen, wie es in den Beiträgen zur Heimatkunde des Landkreises Augsburg heißt, oder doch das oberbayerische Tritschenkreuth, heute Peißenberg, wie bei Wikipedia zu lesen ist?
Auf jeden Fall ist der bedeutende Barock-Bildhauer und Stuckateur Johann Joachim Günther samt Familie eng mit dem Landkreis Augsburg und der Gemeinde Zusmarshausen verbunden, wo er sich mit einigenbedeutenden Kunstwerken verewigt hat. Wenn auch die ersten Schritte des Künstlers im Dunklen liegen: Bekannt ist, dass er, der Sohn einer Bauernfamilie, 1735 seine Lehre in Augsburg aufnahm, wo sein ältester Bruder Mathias bereits als bekannter Maler arbeitete. Und so vermutet man auch, dass es der Bruder war, der für Johann Joachims künstlerische Fähigkeiten und Orientierung sorgte und ihm dabei das typisch süddeutsche Barockempfinden nahe brachte. Beteiligt an seiner Ausbildung war sicherlich auch sein Onkel, ein Bildhauer im ehedem schlesischen Mähren gehabt haben. Tatsächlich holte Günther seinen Onkel später zu sich. 1747 machte sich Günther als Bildhauer in Zusmarshausen selbständig. Zwei Jahre später heiratete er eine Bürgerin der Gemeinde. Sie brachte mehrere Söhne zur Welt, von denen einige die Begabung des Vaters erbten und ebenfalls Künstler wurden.
Heute noch zu bestaunende Zeugnisse dieser Schaffensepoche in Zusmarshausen sind eine Pietá in Lindgraben sowie Apostelfiguren in der Kirche von Horgauergreut. 1752 folgte Günther dem Ruf seines Bewunderers und Gönners Fürstbischof und Kardinal Franz Christoph von Hutten zum Stolzenberg ins badische Bruchsal bei Karlsruhe. Für die Aufstellung im Schlossgarten schuf Günther insgesamt zwölf Skulpturen: Vier Jahreszeiten, vier Elemente und vier Hellebardiere, bewaffnete Wächter. Außerdem tragen Balkone und der Wappengiebel des Bruchsaler Schlosses die Handschrift Günthers. Für den Speyrer Dom schuf der Bildhauer eine Madonna, die heute im Kaisersaal der Kirche zu bewundern ist. Er zeichnete auch für etliche Hochaltäre verantwortlich, die leider nicht erhalten blieben.