Augsburger Allgemeine (Land West)
Vom „Wahnsinn!“in der Welt
Kabarett Zu Monika Grubers Nachholtermin in Neusäß ist die Stadthalle voll. Im November musste ihr Auftritt verschoben werden
Neusäß
Wenn Monika Gruber nach Neusäß kommt, ist die Stadthalle restlos ausverkauft: Trotz einer Terminverlegung der Show zum neuen und siebten Programm „Wahnsinn!“fand sich im Zuschauerraum kein leerer Stuhl. Und dass das Publikum kopfsteht, wenn die beliebte Kabarettistin kommt, das gehört auch zu den festen Regeln eines Auftritts der Oberbayerin Monika Gruber.
Die hangelt sich während des Auftritts vom einen Thema zum nächsten und schafft dabei nahtlose Übergänge: „Heutzutage muss man aufpassen, was man sagt“, meint die 46-Jährige und wundert sich, dass man „Führerschein“überhaupt noch aussprechen darf. Ist man denn dann kein Nazi? In der Metzgerei ihres Vertrauens wird sie nun auch nicht mehr bedient – „weil mein Neffe statt aufs Gymnasium bloß auf die Realschule geht!“
Immer wieder gelingt es der Gruberin, ernste und politische Themen anzusprechen und dem Publikum kurz darauf wieder zahlreiche Lacher zu entlocken. Die Schauspielerin schafft Bilder vom „Freilandhund, der Käfighaltung fordert“, wenn ein deutscher Türke nach Erdogan schreit. Innenminister de Maizière wiederum möchte ein „Allahheiligen“statt Allerheiligen zum islamischen Feiertag in Deutschland erklären. Die 46-Jährige spricht vom Wahnsinn in der Welt, von Terroristen und der Flut an Flüchtlingen. Sie fragt sich „Spinn ich oder die anderen?“und ist stolz auf ihre laute, raue Stimme: „Wenn nur die Idioten laut sind, hört uns ja keiner mehr!“
Doch auch der „Wahnsinn!“im Alltag ist für die Kabarettistin breit gefächert. Monika Gruber spricht von „Espresso-Untertellern in den Ohrwaschln“und sagt zum Thema Piercing: „Wenn ich Eisenmangel hab, dann ess ich an Spinat!“Essen die Menschen statt Fleisch ein „veganes Schnitzel“, wettert Monika Gruber: „Ich schnitz mir doch au keinen Brokkoli aus am Leberkas!“, fragt sich, ob der Veganer bei der Kommunion den „Leib Christi“verweigert. Trends wie das Einhorn beschreibt sie als „Pferd mit Umschnall-Dildo“und der Hipster mit Vollbart und Riesenbrille ist „eine Kreuzung aus schwulem Taliban und Harry Potter“.
Außerdem werden wohl bald die Pornos verboten, „denn das nackte Fleisch diskriminiert die Frauen und die Veganer“.
Abgesehen davon findet sie den Ausspruch „die Seele baumeln lassen“schrecklich, „weil mit 46 hängt eh scho alles“. Die moderne Frau brauche zudem das Statussymbol Burn-out-Syndrom als ihre „Oranund genhaut der Seele“. Überhaupt, wer noch nie in Therapie war, der ist doch nicht ganz normal: „Da lebt ma zufrieden vor sich hin, hat a nette Familie, an tollen Freundeskreis und an guten Beruf und stirbt am Ende sauglücklich, weil man ned einmal zu am Profi gangen is!“Dabei schreien alle nach „Gesundheit“, wollen alt werden, aber nicht alt sein. Zur Entgiftung trinkt auch Monika Gruber täglich ein Glas Ingwerwasser. Und weil die Wurzel um die halbe Welt gereist kommt, braucht sie schließlich was zu tun – Weißwein, „Schoki“, Latte Macchiato.
In einem „Wahnsinns!“-Tempo redet und rattert Monika Gruber ihr zweistündiges Programm herunter. Trotz Schimpftiraden und teilweise ernstem Tenor findet sie zum Schluss ein positives Fazit: Neben der Frage, ob das Glas halb voll ist oder halb leer, kommt es auch immer darauf an, was überhaupt darin ist. Und an die Alleinstehenden gerichtet: „Schau an, dein Bett ist doch halb voll!“