Augsburger Allgemeine (Land West)
Was für ein gutes Aktienjahr 2018 spricht
Kolumne Überall auf der Welt lauern Risiken, doch die Notenbanken halten ihre schützende Hand über die Märkte
Es ist die Zeit der Wörter des Jahres. Was könnte wohl das Börsenwort des Jahres 2017 sein? Ich schlage „Risikounbekümmertheit“vor. Denn obwohl überall Risiken lauern, schweben – ähnlich wie bei Peter Schillings Major Tom „Völlig losgelöst von der Erde“– die Aktien völlig schwerelos. Es ist ja völlig verständlich, dass sich Chancen in steigenden Aktienkursen niederschlagen. Aber müssten sich dann nicht ebenso Risiken in Form von Kursverlusten bemerkbar machen? Hier eine Auswahl an Risiken: Ein US-Präsident, der nicht mehr die schützende Hand, sondern das Damokles-Schwert die westliche Welt hält; ein Diktator in Nordkorea, der nichts so sehr liebt wie Atombomben; ein Europa, das sich nicht europäisch verhält; die dramatische Überschuldung der Welt, der gegenüber das Niveau zu Beginn der Schuldenkrise 2008 ein Kindergeburtstag war; Terrorgefahr und ein Deutschland, das erst im Frühsommer 2018 eine GroKo oder vielleicht nur eine KoKo-lores – eine Kooperationskoalition – bekommt. Immerhin, bei Diätenerhöhungen zeigt sich der Bundestag auch ohne ordentliche Regierung voll handlungsfähig.
Doch heute, wo die Fallhöhe einer neuen Schuldenkrise weit größer ist als jemals zuvor, wird kein Notenbanker unserer Finanzwelt das Schicksal eines alternden Boxers zumuten, bei dem der letzte Kampf einer zu viel war.
Vor diesem Hintergrund spricht 2018 mehr für das 10. Jahr des Aktienaufschwungs als für das Gegenüber teil, selbst wenn es schwankungsanfälliger zugeht. Man muss heute (geld-)politisch denken, um die Aktienmärkte zu verstehen. Ich bin frohen Mutes, dass das Börsenwort 2018 nicht „Crash“lauten wird.