Augsburger Allgemeine (Land West)

Ferstl jubelt, Neureuther sagt für Olympia ab

Ski alpin Erstmals seit beinahe 27 Jahren gewinnt wieder ein Deutscher einen Super-G. Doch nur wenige Minuten nach dem Triumph muss das Team auch eine schlechte Nachricht verkraften

- 1. (Hammer) 1:35,28 Min.; 2. Franz (Österreich) +0,02 Sek.; 3. Mayer (Österreich) +0,10; 4. Aamodt Kilde (Norwegen) +0,22; 5. Kriechmayr (Österreich) +0,30; 6. (Ennepetal) +0,38; 7. Theaux (Frankreich) +0,39; 8. Fill (Italien) +0,52; 9. Lund Svindal (Nor

St. Christina in Gröden

Nach seiner Fahrt in die deutschen Ski-Geschichts­bücher wusste Josef Ferstl im Zielbereic­h von Gröden nicht, wie ihm geschah. „Weltcupsie­g... Ich weiß gar nicht, wie man das schreibt“, stammelte der Rennfahrer im Scherz nach seinem Coup im Super-G auf der legendären Saslong. Der 28-Jährige konnte in Südtirol nicht nur über sein erstes Podium jubeln. Er beendete eine fast 27 Jahre währende Durststrec­ke, hat doch seit Markus Wasmeier im März 1991 kein Deutscher mehr einen Super-G im Weltcup gewonnen.

Eine „historisch­e“Leistung bescheinig­te ihm Alpin-Chef Wolfgang Maier. Ferstl setzte sich vor Max Franz aus Österreich und dessen Landsmann Matthias Mayer durch. Zudem bescherte er dem Deutschen Skiverband (DSV) den ersten Sieg in einem Speed-Rennen seit Max Rauffers Abfahrts-Coup vor 13 Jahren ebenfalls in Gröden. „Es ist kein Podium, man war heute der Beste von der ganzen Welt“, meinte der Sportler vom SC Hammer. Die Siegerehru­ng genoss Ferstl ganz still, bei der Hymne lagen sich die Trainer in den Armen. Vor seiner Premiere auf dem Treppchen wusste der Sohn des zweimalige­n Kitzbühel-Siegers Sepp Ferstl nicht so recht, was nun passiert. „Ich frage schon immer bei den Kollegen nach, die erfahrener sind, was man jetzt machen soll“, sagte er.

Sander landete in Gröden auf dem sechsten Rang. Thomas Dreßen erwischte nach seinem dritten Platz zuletzt bei der Abfahrt in Beaver Creek keinen optimalen Tag und landete auf Rang 20. „Für uns ist das ein Traum“, sagte Sportdirek­tor Maier zum Überraschu­ngserfolg von Ferstl und erzählte voller Genugtuung: „Jeden Tag sitze ich im Hotel mit den Norwegern, die was weiß ich wie viele Podiums in den vergangene­n zwölf Jahren gefahren haben. Und wir haben immer blöd geschaut.“

In den vergangene­n Jahren waren die deutschen Sportler der Konkurrenz weit hinterherg­efahren und hatten erst in jüngster Zeit deutlich aufgeholt. Ferstl hatte jedoch zuletzt noch mit heftigen Knieschmer­zen zu kämpfen, die ihm infolge eines Kreuzbandr­isses vor zwei Jahren zu schaffen machten. Auf der berühmten Saslong-Piste in den Dolomiten legte er dann eine clevere Fahrt hin und profitiert­e von seiner frühen Startnumme­r zwei. Schon wenige Starter später setzte Schneefall ein und verlangsam­te die Fahrt auf der Strecke. Zudem zog teilweise Nebel auf, der die Sicht für die anderen Athleten beeinträch­tigte.

„Ich habe Glück gehabt“, sagte Ferstl. Spitzenfah­rer wie Norwegens Aksel Lund Svindal hatten aber noch ähnliche Bedingunge­n. Nach 38 Fahrern und mehreren Unterbrech­ungen wurde das Rennen abAndreas gebrochen. Am Samstag will das deutsche Speed-Trio bei der legendären Abfahrt (12.15 Uhr) in den Dolomiten nachlegen und das dritte Speed-Podest in Serie einfahren.

Doch wo Freude ist, ist oft nicht weit entfernt auch Enttäuschu­ng. Felix Neureuther gab bekannt, dass die Olympische­n Spiele ohne ihn stattfinde­n. Der Medaillenk­andidat hatte sich im November bei einem Trainingss­turz in den USA das Kreuzband im linken Knie gerissen. Trotzdem hatte er damit geliebäuge­lt, sich nicht operieren zu lassen und doch noch bei den Winterspie­len zu starten. Nun hatte er sich doch für eine OP entschiede­n. Nach dem Eingriff, der am Freitag bekannt wurde, muss Neureuther mehrere Monate pausieren.

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Foto: Vincenzo Pinto, afp Josef Ferstl schaut nach seinem ersten Weltcup Sieg noch etwas ungläubig. Mit etwas Glück und viel Courage katapultie­rte er sich aufs Podium.
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Felix Neureuther

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