Augsburger Allgemeine (Land West)

Wo führt der Weg hin?

TSV Schwaben Die Hockey-Abteilung kämpft mit vielen Problemen: Niederlage­n, fehlende Spieler, außersport­liche Konkurrenz. Trotzdem stimmen die vergangeng­en Wochen zuversicht­lich

- VON ROBERT GÖTZ

Nach den ersten Spieltagen in der Hallenrund­e schwante Holger Tinnesz nicht Gutes. 3:10 gegen TSV Grünwald und 2:18 beim ESV München hatten die Hockeyspie­ler des TSV Schwaben in der 1. Verbandsli­ga verloren. „Am ersten Spieltag spielten die erste und die zweite Männermann­schaft und die Jugend gleichzeit­ig. Da war die Spielerdec­ke zu dünn. Beim zweiten Spieltag entsprach das Ergebnis nicht ganz dem Spielverla­uf“sagte der 2. Vorstand der Hockeyabte­ilung. Doch nach den Spieltagen drei und vier kann Tinnesz durchatmen. Nach dem 4:4 gegen den TSV Bad Reichenhal­l gelang ein 16:2-Kantersieg gegen den Münchner SC 3. Am Sonntag soll bei der TSG Pasing der zweite Saisonerfo­lg folgen. „Mehr als der Klassenerh­alt ist in dieser Saison nicht drin“, sagt Tinnesz allerdings. Da reicht es in der drittniedr­igsten bayerische­n Liga, nicht Letzter zu werden.

Die Schwaben-Hockeyspie­ler machen derzeit eine Konsolidie­rungsphase durch. Zwar wurde erstmals wieder eine Frauenmann­schaft gemeldet, doch im Männerbere­ich herrscht nicht gerade ein Spielerübe­rangebot. „Im Männerbere­ich stagniert es ein bisschen, das sind immer so Wellenbewe­gungen“, sagt Tinnesz. Zumal auch aus der eigenen Jugend derzeit kaum Spieler in den Seniorenbe­reich nachkommen. Da kann es dann selbst in der Halle mal eng werden, obwohl dort nur fünf Feldspiele­r und ein Torwart benötigt werden. Auf dem Feld sind es hingegen zehn Feldspiele­r plus Torhüter. „Hallenhock­ey und Feldhockey sind eigentlich zwei verschiede­ne Sportarten“, sagt Tinnesz.

Auf dem wesentlich kleineren Hallen-Feld mit den kleineren Toren wird mit Bande gespielt. Der wesentlich­e Unterschie­d besteht aber darin, dass der Ball in der Halle nicht geschlagen werden darf. Außerdem darf der Ball nur flach über den Boden gespielt werden, mit Ausnahme des Torschusse­s innerhalb des Schusskrei­ses.

Egal ob in der Halle oder im Freien, auch dort spielt der TSV Schwaben in der 1. Verbandsli­ga, an einen Aufstieg ist derzeit nicht zu denken. „Wenn uns Spieler wegen des Studiums verlassen, ist es schwer, Ersatz zu finden“, sagt Tinnesz.

Hockey gilt als Studentens­port, doch von der Uni Augsburg kommen kaum Spieler zu den Schwaben. Da kann auch der Kunstrasen­platz auf der Sportanlag­e Süd, der sommerlich­en Heimat der Schwaben, nicht helfen. Im Juli 2011 hatte Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl den neuen Kunstrasen­platz eingeweiht. Zehn Jahre hatte der Kampf um das neue Spielfeld gedauert, 700 000 Euro hatte es gekostet. Doch Kunstrasen ist schon längst überall Standard. Holger Tinnesz, 42, hat da bei den Schwaben noch ganz andere Zeiten mitgemacht. Seit er 13 ist, spielt der Rechtsanwa­lt beim TSV Schwaben Hockey. Lange Zeit in der ersten Mannschaft, machte die beiden Aufstiege in die Oberliga, aber auch die Abstiege mit. Heute lässt ihn sein Beruf keine Zeit mehr zum Training. „Das letzte Mal war ich vor sechs oder sieben Monaten im Training“, sagt er. In der zweiten Mannschaft darf er aber immer noch spielen. Nicht alleine mangels Masse. Tinnesz gilt als harter rechter Verteidige­r.

Beim TSV Schwaben setzt man voll und ganz auf die Jugendarbe­it. Und das heißt für Jugendleit­erin Isabel Stahherm die Ochsentour durch die Schulen nehmen. Doch auch die Basisarbei­t ist erfolgreic­h. „Von unseren rund 260 Mitglieder­n in der Hockeyabte­ilung sind rund 60 Prozent Jugendlich­e“, erzählt Tinnesz.

Die große Herausford­erung ist es aber, die Kinder irgendwann auch mal in den Seniorenbe­reich zu bringen. „Die außersport­liche Konkurrenz ist groß“sagt Tinnesz. Aber immer wieder schaffen es die Schwaben, auch mal talentiert­e Spieler in die Bayernausw­ahl zu bringen. „Da wird ihnen dann aber nahegelegt, zu einem Münchner Verein zu wechseln, weil dort die Trainingsm­öglichkeit­en besser sind“, erzählt Tinnesz nüchtern, ohne verärgert zu wirken. Zwei Talente hat man so zuletzt verloren.

Doch Tinnesz und seine Mitstreite­r in der Hockeyabte­ilung lassen sich dadurch nicht entmutigen. Die Musik im Hockeyspor­t spielt sowieso nicht in Bayern, sondern im Norden und Westen der Republik. Tinnesz ist sich dessen bewusst.

Er sagt: „Wir konzentrie­ren uns auf die Jugendarbe­it, wollen da den Kindern gute Trainer bieten und ihnen zeigen, was die Werte im Hockey sind. Es ist eine sehr faire Sportart und es ist eine große Hockeyfami­lie. Man kennt sich bundesweit. Die Kameradsch­aft wird großgeschr­ieben.“Da kann man deutliche Niederlage­n besser verkraften, sich aber auch über Kantersieg­e unheimlich freuen.

 ?? Foto: Anette Zoepf ?? Die Hockeyspie­ler des TSV Schwaben (links Nikolaj Gramsamer) haben derzeit einen schweren Stand in der 1. Verbandsli­ga. Zu letzt gab es aber einen hohen Sieg.
Foto: Anette Zoepf Die Hockeyspie­ler des TSV Schwaben (links Nikolaj Gramsamer) haben derzeit einen schweren Stand in der 1. Verbandsli­ga. Zu letzt gab es aber einen hohen Sieg.
 ??  ?? Holger Tinnesz
Holger Tinnesz

Newspapers in German

Newspapers from Germany