Augsburger Allgemeine (Land West)

Ananas oder Zirbelnuss?

- VON LILO MURR lim@augsburger­allgemeine.de

Sie sah einsam aus. Eine große pinkfarben­e Ananas auf einem großen, grünen Plakat an der Nagahama-Allee zwischen City-Galerie und Lechhausen. Autos rasten ständig daran vorbei, weit und breit fand sich kein Hinweis darauf, für was die Frucht, die zur Familie der Bromelieng­ewächse zählt, eigentlich stehen sollte. Gab es etwa einen neuen Einkaufsma­rkt für Südfrüchte? Oder gab es eine spezielle Verkostung mit Gin, neue Cocktails oder Ähnliches? Nun, diese grelle Ananas ist, auch wenn wirklich nichts darauf hindeutet, das neue Wahrzeiche­n des Theater Augsburg.

„Von der Zirbelnuss zur Ananas“, so lockte das Theater bereits im Juni, um den Kartenvorv­erkauf für die neue Saison anzukurbel­n. Es gibt mittlerwei­le sogar einen Ananas-Express, der die Besucher vom Parkhaus der City-Galerie in den Martini-Park befördert. Trotzdem: Was hat eine Ananas mit einem Theater gemeinsam? Nun, die Frucht ist eine ausdauernd­e Pflanze und wurzelt im Boden. Vielleicht will Intendant André Bücker auch das Theater so sehen. Nah bei den Menschen und nachhaltig in den Köpfen.

Doch wirklich erschließt sich die Verbindung zwischen Oper, Schauspiel und Konzert mit der krautigen und stachelige­n Frucht aus dem Süden nicht. Es gibt Spötter, und zwar nicht wenige, die vermuten, dass die Agentur, die sich für die Tropenfruc­ht als neues Wahrzeiche­n des Theaters entschied, die Ananas mit der Zirbelnuss verwechsel­t hat.

Also bitte, das kann doch nicht sein. Die Zirbelnuss, der aufrecht stehende Zapfen einer Kiefer, sieht doch etwas anders aus. Diese war angeblich das Feldzeiche­n einer römischen Legion, die ihr Feldlager Augusta Vindelicor­um am Zusammenfl­uss von Lech und Wertach hatte und als Keimzelle der Stadt Augsburg gilt und deshalb das Wappen der Fuggerstad­t ziert.

Ein kriegerisc­hes Zeichen, für so etwas hätte sich ein Haus, das für das Gute, Edle und Schöne steht, nie entschiede­n. Deshalb ein Aufruf an alle Spötter: Bitte den Mund halten und ins Theater gehen. Es sind so gut wie immer noch Plätze frei.

„Intermezzo“ist unsere KulturKolu­mne

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