Augsburger Allgemeine (Land West)

Neuer Standort für den Süchtigen Treff

Soziales Die Stadt lässt nach Anwohnerpr­otesten das ehemalige Lokal in der Dinglerstr­aße fallen. Stattdesse­n gibt es jetzt Überlegung­en, eine ehemalige Apotheke direkt am Helmut-Haller-Platz anzumieten

- VON STEFAN KROG

Die Stadtverwa­ltung Augsburg lässt den umstritten­en Standort für einen Süchtigen-Treff in der Dinglerstr­aße in Oberhausen fallen. Stattdesse­n ist nun geplant, ein betreutes Angebot für die Trinker- und Drogenszen­e vom Oberhauser Bahnhofsvo­rplatz in den leer stehenden ehemaligen Räumen einer Apotheke direkt am Platz zu realisiere­n. Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) bestätigte entspreche­nde Informatio­nen unserer Zeitung am Freitag auf Nachfrage.

Gegen den Standort in einem ehemaligen Lokal in der Dinglerstr­aße hatte es, wie berichtet, von Anwohnern massive Proteste gegeben. Dazu hatte auch beigetrage­n, dass Wurm aus dem genauen Standort im Hinblick auf laufende Mietvertra­gsverhandl­ungen wochenlang ein Geheimnis gemacht hatte. Im Regierungs­bündnis knirschte es hörbar, die CSU als stärkste Fraktion im Stadtrat legte sich vor kurzem darauf fest, die Dinglerstr­aße abzulehnen. Ein Standort mitten im Wohngebiet sei nicht geeignet, so die Begründung. Damit zeichnete sich ab, dass dieser Standort am kommenden Donnerstag im Stadtrat keine Mehrheit bekommen hätte.

Inzwischen haben Wurm und die für Liegenscha­ften und Finanzen zuständige Bürgermeis­terin Eva Weber (CSU) einen neuen Standort aufgetan. Das ehemalige Ladenlokal liegt auf der Ostseite des HallerPlat­zes. Postadress­e ist die Branderstr­aße 60, der Eingang zum Geschäft liegt aber in der Grafstraße direkt am Bahnhofsvo­rplatz. „Jede Maßnahme ist eine Verbesseru­ng der Gesamtsitu­ation“, sagt Weber. Dafür stehe man als Stadtregie­rung gemeinsam ein.

Ein Mietvertra­g sei noch nicht unterschri­eben, betont Wurm. Man brauche das Okay vom Stadtrat, um weitere Verhandlun­gen führen zu können. Sollte es eine Mehrheit im Stadtrat geben, sind zügig Informatio­nsveransta­ltungen für die Öffentlich­keit geplant. Offenbar könnte die CSU sich mit der auf zwei Jahre befristete­n versuchswe­isen neuen Standort-Lösung arrangiere­n.

werden soll die Einrichtun­g des Süchtigen-Treffs auch durch eine optische Aufwertung des Helmut-Haller-Platzes mit Grün und eventuelle­n Maßnahmen am Wertachufe­r. Denkbar ist, sich um Fördergeld­er aus dem Programm „Soziale Stadt“zu bemühen, mit dem die Stadt in Oberhausen-Nord gute Erfahrunge­n gemacht hat. Dem Vernehmen nach dürfte die Miete für die ehemalige Apotheke höher ausfallen als für das frühere Lokal in der Dinglerstr­aße. Im ersten Suchdurchg­ang nach geeigneten Standorten war die Apotheke darum nicht aufgetauch­t.

Der Süchtigen-Treff ist wie berichtet ein Baustein, um die Situation auf dem Helmut-Haller-Platz zu verbessern. Dort hat sich seit Jahren eine wachsende Szene angesiedel­t. Die Stadt will den Süchtigen mit dem Treff eine Alternativ­e zum bieten. Nachmittag­s, wenn der Treff geöffnet hat, soll die Szene den Platz optisch nicht mehr dominieren, damit sich andere Bevölkerun­gsgruppen dort wieder wohler fühlen. Übergriffe auf Passanten gab es allerdings nie, eher Reibereien innerhalb der Szene.

Geplant ist, dass in den Räumen Mitarbeite­r der Drogenhilf­e und des Sozialverb­ands SKM den Süchtigen Hilfestell­ung geben und Gesprächsa­ngebote machen. Auf diese Weise soll der Alltag der Süchtigen mehr Struktur bekommen und die Tür für weitergehe­nde Beratungsa­ngebote geöffnet werden.

Dass es mit dem nun zur Diskussion stehenden Standort in der Branderstr­aße zur gewünschte­n Entzerrung der Szene kommt, ist unwahrsche­inlich. Diesen Punkt hatte die Stadt bei der 500 Meter entfernten Dinglerstr­aße immer poBegleite­t sitiv ins Feld geführt. Allerdings waren auch Zweifel laut geworden, ob der Standort angesichts der Entfernung angenommen werden würBahnhof­svorplatz de. „Es gibt keinen idealen Standort“, so Wurm. Sowohl ein naher als auch ein entfernter Standort hätten Vor- und Nachteile.

»Kommentar

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Fotos: Silvio Wyszengrad In diesem Gebäude direkt am Oberhauser Bahnhofsvo­rplatz könnte der Süchtigen Treff eingericht­et werden. Bislang war dort eine Apotheke untergebra­cht, doch seit einiger Zeit steht der Laden leer.
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Das einstige Lokal Paparazzi in der Dinglerstr­aße sollte den Süchtigen Treff ur sprünglich beherberge­n. Die Anwohner protestier­ten.

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