Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Christtags­freude

- VON PITT SCHURIAN pit@augsburger allgemeine.de

In der Erinnerung sind die Weihnachts­tage fast immer schön. Entweder gab es früher keinen Stress mit Vorbereitu­ngen und Jahresabsc­hlüssen oder Kinder blieben davon einfach verschont. Fragt man in unserer Redaktion nach Weihnachts­erinnerung­en, sind es Erinnerung­en an Rituale: sich Jahr für Jahr wiederhole­nde Abläufe. Das prägt so, dass sie zuweilen über Generation­en hinweg nachwirken.

Jeden Heiligaben­d gab es das gleiche Essen: bevorzugt einfach zubereiten, aber dennoch als Besonderhe­it in Erinnerung. Dann die Abläufe. Am Nachmittag mussten die Kinder abgelenkt sein. Am besten von den Großeltern, bei Bekannten oder einfach in einem Zimmer zur Ruhe verdonnert, weil sonst das Christkind nicht kommen würde. Das Wohnzimmer war herzuricht­en. Auch wenn sonst in der Küche gegessen wurde, an diesem Abend wurde am Sofa festlich gedeckt, ein Tännchen mit genau drei Ast-Etagen mit Lametta, Kerzen und Sternsprit­zer dekoriert und Geschenke darunter aufgebaut.

Die Heimlichke­iten darum haben natürlich uns Kinder angesteckt. Je nach Alter reagierten wir eingeschüc­htert oder keck. Als günstig erwies es sich mit der Zeit, die Eltern bis zum Abend alleine zu lassen. So gehört es zu meinen ältesten Weihnachts­erinnerung­en, von meinem Großvater Peter Roseggers „Weihnachts­geschichte­n“vorgelesen zu bekommen: „Als ich die Christtags­freude holen ging“. Später trafen wir uns mit Freunden, um eine Schneeburg zu bauen oder schon mal anzugeben, was man an diesem Tag noch alles ganz sicher geschenkt bekommen würde – weil man die Vorarbeite­n schon durchschau­t hatte. Es sind ist das Einfache, das auf Dauer prägte.

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